Sind alle Männer Schweine? Sicher nicht. Tatsache ist aber laut dem Europarat: Nur jeder 20. Häftling in Europa ist eine Frau.
Der Frauenanteil an der Gesamtzahl der Gefangenen in Europa beträgt nur knapp fünf Prozent. Er ist in allen Ländern bemerkenswert gleichmäßig verteilt, wie aus der am Freitag veröffentlichten Strafvollzugsstatistik 2024 des Europarates hervorgeht. Die höchsten Frauenanteile wurden demnach in Tschechien (8,8 Prozent), Ungarn (8,4) und Finnland (8) festgestellt, die niedrigsten in Albanien und Georgien (beide 1,4) sowie Kroatien (2,1 Prozent). Das Durchschnittsalter aller Insassen in europäischen Strafvollzugsanstalten lag laut der Statistik bei 37 Jahren.
Insgesamt waren in Europa 16 Prozent der Häftlinge Nichtstaatsangehörige. Die Länder mit dem höchsten Anteil an ausländischen Staatsangehörigen waren Luxemburg (75 Prozent), die Schweiz (72), Zypern (58), Griechenland (54), Österreich (53), Malta (52), Katalonien in Spanien (50 Prozent), Deutschland (49), Slowenien (48) und Belgien (41 Prozent).
Überbelegung von Gefängnissen bleibt laut der Jahresstatistik eine große Herausforderung auch für Europa. Statistisch ist demnach jede dritte Strafvollzugsanstalt überbelegt. Insgesamt stieg in Europa die Zahl der Insassen zwischen Januar 2023 und 2024 von 93,5 auf 94,9 pro 100 verfügbare Plätze. Zwischen den einzelnen Ländern gab es allerdings erhebliche Unterschiede.
Sechs Nationen meldeten laut dem Bericht eine starke Überbelegung: Slowenien (134 Insassen pro 100 Plätze), Zypern (132), Frankreich (124), Italien (118), Rumänien (116) und Belgien (113). Acht weitere meldeten eine mäßige Überbelegung: Kroatien, Irland, Schweden, Ungarn, Aserbaidschan, Finnland, die Türkei und Nordmazedonien.
Ende Januar 2024 waren in den 51 Mitgliedstaaten des Europarates 1,02 Millionen Insassen inhaftiert. Das entspricht laut Europarat einer mittleren Gefängnispopulation von 105 Insassen pro 100.000 Einwohner auf dem gesamten Kontinent.
Die Länder mit den höchsten Inhaftierungsraten waren die Türkei (356 Insassen pro 100.000 Einwohner), Aserbaidschan (264), Georgien (261), die Republik Moldau (235), Polen (202), Ungarn (195), Albanien (192), Tschechien (180), die Slowakei (179), Serbien (177), Lettland (175) und Montenegro (164). “Überbelegung beeinträchtigt die Lebensbedingungen der Gefängnisinsassen und die Rehabilitationsbemühungen erheblich”, wird Marcelo Aebi zitiert, Leiter des zuständigen Forschungsteams der Universität Lausanne.