Vor allem in beliebten Großstädten werden Mietwohnungen immer knapper. Die Folgen sind gravierend: Menschen leben in Unsicherheit, isolieren sich und sind zunehmend von Armut bedroht.
Mieter haben im Vergleich zur Gesamtbevölkerung ein höheres Risiko, in die Armut zu rutschen. Das geht aus einer Anfrage vom Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) an das Statistische Bundesamt in Wiesbaden hervor, aus der die “Neue Osnabrücker Zeitung” (Sonntag) zitiert. So lag die Quote von Armut bedrohter Mieter im vergangenen Jahr bei 22,4 Prozent, eine Steigerung um zwei Prozentpunkte im Vergleich zu 2023.
Unter Wohnungseigentümern ist das Risiko zu verarmen laut Statistik hingegen rückläufig. Der Anteil lag 2024 bei 8,3 Prozent, drei Jahre zuvor waren es noch 10,9 Prozent.
Die generelle Armutsgefährdungsquote blieb in den vergangenen Jahren in Deutschland weitgehend konstant, so die Zahlen des Statistischen Bundesamtes: 2024 lag sie bei 15,5 Prozent. Der Schwellenwert lag dabei für eine alleinlebende Person in Deutschland nach Steuern und Sozialabgaben bei 1.378 Euro im Monat. 2023 betrug die Quote 14,3 Prozent sowie 15,8 Prozent im Jahr 2021.
Sahra Wagenknecht kritisierte: “Die Mietpreisbremse verpufft nahezu wirkungslos.” Miete werde immer mehr zum Armutsrisiko. “In allen Regionen, in denen es nicht mehr möglich ist, sich mit einem normalen Einkommen adäquaten Wohnraum zu leisten, sollten die Mieten mindestens bis 2030 eingefroren werden”. Größere Teile des Wohnungsmarktes müssten wieder den Regeln der Gemeinnützigkeit unterworfen werden.
Ähnlich äußerte sich am Wochenende Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK. “Wohnen ist ein Grundrecht und ein wesentlicher Bestandteil der öffentlichen Daseinsvorsorge. Doch in Deutschland verschärft sich die Wohnungsnot immer weiter: Bezahlbarer und barrierefreier Wohnraum bleibt sowohl in Städten als auch auf dem Land rar.”
Davon betroffen seien gleichermaßen Familien, ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen, Auszubildende, Studierende und Geringverdienende. Bentele warnte vor den Folgen: Sie reichten von beengten und unsicheren Wohnverhältnissen bis hin zu Isolation, sozialem Abstieg und Wohnungsverlust.
Der VdK forderte einen konsequenten Ausbau des sozialen und barrierefreien Wohnungsbaus. “Die Erhöhung der Mittel für den sozialen Wohnungsbau kann da nur ein erster Schritt sein. Die Mietpreisbremse muss über das Jahr 2029 hinaus verlängert und verschärft und inklusive und bezahlbare Wohnprojekte stärker gefördert werden.” Auch brauche es Barrierefreiheit als verbindlichen Standard bei Neubauten.