Start der ersten interreligiösen Kita

Am 1. August eröffnet Deutschlands erste interreligiöse Kita in Gifhorn. Verbindende Elemente aus christlichem und muslimischem Glauben fließen in die Erziehung ein.

Bunt im Sinne religiöser Vielfalt  wird es in der neuen Kita.
Bunt im Sinne religiöser Vielfalt wird es in der neuen Kita.pixabay

Von Hans-Christian Roestel

Gifhorn. Sicherheit, Geborgenheit, Schutz – dies kommt einem in den Sinn, denkt man an Abraham. Und sicher wird es auch den Kindern in Gifhorn so gehen, wenn sie in ihre neue Kita "Abrahams Kinder" gehen. Nach Angaben der Initiatoren werde diese die bundesweit erste christlich-muslimische Kita sein, in der gezielt Kinder beider christlicher Konfessionen und muslimischen Glaubens gemeinsam betreut werden.

Religiöser Urvater als Namensgeber

Die Stiftung ist eine der drei Trägerinnen der Kita, zusammen mit der katholischen Pfarrgemeinde St. Altfrid und der Türkisch-Islamischen Gemeinde zu Gifhorn, die zur Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) gehört. Pate steht Abraham aber vor allem als Urvater beider Religionen als Namensgeber der Kita, die nach einer rund zweijährigen Planungsphase nun in Betrieb gehen wird. Am Anfang, so informiert die Diakoniestiftung weiter, stand der Wunsch der Gifhorner Moscheegemeinde etwas für junge Familien tun zu wollen. Die Gemeinde habe zunächst selbst aktiv werden wollen. Es habe sich jedoch als schwierig erwiesen, aus eigener Kraft eine Kita zu errichten und zu betreiben. An dieser Stelle, so die Diakonie weiter, sei das Angebot von Pastoralreferent Martin Wrasmann gekommen, zusammen eine interreligiöse Kita nach dem Vorbild der Dreireligionenschule in Osnabrück einzurichten.

Nicht ohne Kritik an DITTIB

An der Beteiligung der DITIB wurde nach Angaben Wrasmanns immer wieder Kritik laut. Einzelne Moscheegemeinden des türkischen Verbandes hatten Kinder in militärischen Uniformen auftreten lassen. Nach Angaben Wrasmanns arbeitet seine katholische Pfarrgemeinde jedoch seit vielen Jahren gut mit der türkischen Moscheegemeinde vor Ort zusammen. Die Dachstiftung Diakonie ist als evangelischer Partner dazugekommen, weil hier mit der Stephansstift GmbH die Kompetenz vorhanden sei und der Kita-Verband im Kirchenkreis Kapazitätsprobleme hatte.

Gesellschaftliche Versöhnung im Fokus

Ziel des Kindergartens sei es, einen "Beitrag zur gesellschaftlichen Versöhnung zu leisten". Die Kinder sollten erkennen, dass "das, was andere leben, nicht minderwertig oder schlechter ist", so Wrasmann. Geplant sei es, die verbindenden Elemente beider Religionen in den Alltag im Kindergarten zu integrieren. Spezifische Feste von Christentum und Islam wie Ostern und das muslimische Opferfest sollten thematisiert und erklärt, aber nicht gemeinsam gefeiert werden.
Stattdessen wollen die Betreiber Themen wie Erntedank, Frieden und Schöpfung aufgreifen, an die beide Religionen anknüpfen können. Es gehe darum, "verschiedene religiöse Wurzeln kennenzulernen und den Glauben des jeweils anderen besser zu verstehen", so Wrasmann. "Wir wollen eine Atmosphäre schaffen, in der sich Kinder verschiedenen Glaubens mit gegenseitiger Anerkennung begegnen und voneinander lernen können", sagt Linda Minkus, die Leiterin der neuen Kita.