„Starke Stücke“ – ein Filmprojekt zieht durch das Land
Erst ein Film, dann eine Diskussion – das ist das Geheimnis des Projekts „Starke Stücke“. Besuch in der Kirchengemeinde Körchow.
Körchow. Eine große Leinwand verhängt den Altarraum in der schön restaurierten Dorfkirche von Körchow. Draußen stehen schon Menschen, essen, trinken und reden. Dann füllen sich die Bankreihen, es sind fast 70 Leute. Längst nicht alle gehen sonntags in den Gottesdienst, längst nicht alle wohnen im Bereich der Kirchengemeinde. Um genau diesen Film endlich mal sehen zu können, haben einige bis zu 40 Kilometer Fahrt auf sich genommen.
Einen Dokumentarfilm über das Weggehen und Wiederkommen nach Mecklenburg von Dieter Schumann hat sich die Kirchengemeinde ausgesucht – aus einem Kanon von rund 70 guten Kinofilmen, den Christian Meyer als Leiter des Projekts "Starke Stücke" gemeinsam mit Profis von Filmland MV, dem Projekt „Kirche stärkt Demokratie“ und der Mecklenburgischen und Pommerschen Kirchenzeitung zusammengestellt hat.
Meinungen prallen aufeinander
Heimat – das Thema ist gerade nach der Landtagswahl in aller Munde; was die Gemeinde allerdings noch nicht ahnen konnte, als sie diesen Film auswählte. Aber Heimat ist ja auch immer Thema. Wo hat Mensch einen Ort, den er Heimat nennt? In dem er seine Wurzeln hat? Aus dem er auch weggehen und wiederkommen kann? Aufmerksame Stille wie bei einer spannenden Predigt, auch mal ein gemeinsames Lachen füllt die Kirche während der Vorführung.
Nach dem Film, der knapp anderthalb Stunden füllt, lädt Projektleiter Meyer, hauptberuflich Pressesprecher im Kirchenkreis Mecklenburg und nebenberuflich begeisterter Filmfan, zur Diskussion ein. Da prallen Meinungen aufeinander – aber wie! Bei den Älteren ist so mancher enttäuscht, wie schlecht sein Mecklenburg wegkommt in diesem Film. „Darum geht es doch gar nicht“, antwortet eine andere.
Jeder hat den Film anders gesehen. Spannend, das zu hören. Christian Meyer hat die Fäden gut in der Hand, die Diskussion bleibt dicht am Thema. Danach geht es noch einmal vor die Kirche. Man trinkt noch etwas miteinander, redet über den Film und eigene Erfahrungen. Bis nach 22 Uhr sind einige noch hier. Laternen mit Kerzen weisen den Weg vom Kirchhof. Es war ein guter Abend!
So oder ganz ähnlich ist es in diesem Spätsommer und Herbst in 16 Kirchen von MV. Das Projekt „Starke Stücke – berührt und diskutiert“ ist zum fünften Mal unterwegs, bringt emotional berührende und kontroverse Filme auf die Leinwand und ins Gespräch. Vor allem kleine Dorfkirchen, aber auch zwei Pfarrscheunen, zwei Pfarrhäuser und ein Gemeindehaus sind die Spielorte. Der Eintritt ist immer frei, es wird um Spenden gebeten. Für die Diskussion danach steht entweder Christian Meyer zur Verfügung oder der Projektleiter von „Kirche stärkt Demokratie“, Karl-Georg Ohse – oft gemeinsam mit der Gemeindepastor.
Info
In diesem Oktober und November sind „Starke Stücke“ noch in Semlow, Crivitz, Uelitz, Züssow, Rostock Heilig Geist und Marlow zu sehen.