Stadtkirchenverband Hannover plant Kasualagentur

Die Kirchen leeren sich, aber das Bedürfnis nach geistlicher Begleitung bleibt. Verschiedene kirchliche Initiativen in Niedersachsen versuchen, diese Lücke mit neuen Angeboten zu schließen.

Pastorin Louisa Pandera spricht mit einem Besucher auf dem Weihnachtsmarkt von Burgdorf.
Pastorin Louisa Pandera spricht mit einem Besucher auf dem Weihnachtsmarkt von Burgdorf.Elisabeth Rabe-Winnen

Der Stadtkirchenverband Hannover will besser auf kirchenferne Menschen zugehen. „Wir wollen demnächst eine Kasualagentur gründen“, kündigt Pastor Nikolas Keitel an. Sie soll Ansprechpartnerin für Menschen sein, die sich geistliche Begleitung in besonderen Lebenssituationen wünschen. „Wer im Internet nach ‚Hochzeit‘, ‚Hannover‘ und ‚Kirche‘ sucht, soll uns als Erstes finden“, hofft Keitel. Die Kasualagentur wird die erste in Niedersachsen sein.

Hintergrund für den neuen Service sei eine sinkende Zahl von kirchlichen Amtshandlungen wie Taufen und Trauungen, so der Gemeindepastor in Hannover-Hainholz, der an der Entwicklung des Konzeptes beteiligt ist. „Immer weniger Menschen kommen zu uns. Viele wissen gar nicht, wie überraschend das Angebot der Kirche ist oder an wen sie sich wenden können.“ Gleichwohl gebe es ein großes Bedürfnis nach Begleitung und Zuspruch in besonderen Lebenssituationen.

Segensnetzwerk und Hochzeitsfestival

Diese Lücke soll die Kasualagentur schließen, in der neben Pfarrpersonen auch ein Eventmanager mitarbeiten soll. „Wir müssen raus aus der Verfallsgeschichte und den Aufbruch gestalten“, betont Keitel. „Mein Traum ist, dass die Kirche ein vitaler Faktor im Leben der Menschen wird.“
Das Vorhaben in Hannover gehöre zu einer ganzen Reihe von regionalen Initiativen im Bereich der Landeskirche Hannovers, erzählt Pastorin Elisabeth Rabe-Winnen vom Arbeitsbereich Gottesdienst und Kirchenmusik am Michaeliskloster Hildesheim.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Segensbüro (@segensbuero)

Derzeit entstehe ein „Segensnetzwerk“. So unterschiedlich es sich regional ausgepräge, stehe jedoch immer der Gedanke im Zentrum, auf Menschen zuzugehen und sie in ihrer Lebenssituation individuell zu begleiten. „Wenn wir Kirche für alle sein wollen, dann müssen wir auch alle im Blick haben“, sagt Pastorin Rabe-Winnen.

So würden Pastorin Juliane Worbs und Diakonin Sina Bramlage für den Kirchenkreis Grafschaft Diepholz an der Konzeption einer Kasualagentur für den ländlichen Raum arbeiten, erzählt Rabe-Winnen. Im Fokus stehe die Verkündigung an jungen Erwachsenen. Erfahrungen dazu hätten Worbs und Bramlage unter anderem bei einem Tauffest am Dümmer gesammelt. Weitere Tauffeste seien im kommenden Jahr geplant und als Highlight im August ein Hochzeitsfestival in der Diepholzer St.-Nicolai-Kirche.

Pastorin verteilt Handwärmer und Engel auf dem Weihnachtsmarkt

Welche Gestalt eine „mobile Kasualagentur“ bei der Begleitung von Übergangssituationen annehmen könnte, erprobt Louisa Pandera, Pastorin für „Pop Up Church und Segensformate“ im Kirchenkreis Burgdorf. Sie ist im öffentlichen Raum unterwegs, etwa auf dem Weihnachtsmarkt in Burgdorf, und fragt Menschen, was sie brauchen. Allen, die mögen, schenkt sie Handwärmer und Engel oder spendet ihnen einen Segen.