Stadt Prag kauft Heinrichsturm nicht vom Prager Erzbistum

Tschechiens Hauptstadt Prag kauft den mittelalterlichen Heinrichsturm nicht dem Erzbistum ab. Das meldet die tschechische Nachrichtenagentur CTK (Mittwoch) unter Berufung auf Stadtrat Adam Zabransky. Gründe seien der hohe Preis, teure Reparaturen sowie der lange Mietvertrag des gegenwärtigen Mieters bis 2044. Auf die Ablehnung des Kaufs des Baudenkmals einigte sich die ganze Prager Koalition.

Der spätgotische Heinrichsturm (erbaut 1472 bis 1476) im historischen Zentrum diente ursprünglich als Glockenturm der in der Nachbarschaft stehenden Kirche Sankt Heinrich und Kunigunde. Er bildet mit der Heinrichskirche ein Ensemble, ist aber von ihr durch eine Straße getrennt und erbringt so keinen geistlichen Nutzen.

Der geplante Verkauf ist Teil einer neuen Strategie zur künftigen Kirchenfinanzierung. 2030 laufen im Zuge einer lange verhandelten Entschädigungskampagne für kommunistische Verstaatlichungen die bisherigen regelmäßigen staatlichen Zahlungen an die Kirchen und Religionsgemeinschaften in Tschechien aus. Neben Spenden sollen künftig Erträge aus Wirtschaftsbetrieben, Immobilien und Stiftungen die Finanzierung von Seelsorge und kirchlichen Einrichtungen sicherstellen.

Ein 2013 in Kraft getretenes Gesetz verpflichtet den Staat zu Entschädigungszahlungen an die Kirchen für die Enteignungen während der kommunistischen Zeit. Über einen Zeitraum von 30 Jahren sollen 59 Milliarden Kronen (Tageskurs 2,4 Milliarden Euro) an die Kirchen ausgezahlt werden.

Dafür reduziert der Staat in den kommenden Jahren schrittweise die noch aus der Zeit des Josefinismus im 18. Jahrhundert stammende Bezahlung des geistlichen Personals und der bischöflichen Verwaltungen. Danach müssen die Kirchen für diese Ausgaben, aber auch für das kirchliche Schulwesen und soziale Projekte selbst sorgen. Eine Kirchensteuer oder Ähnliches ist nicht vorgesehen.