Stadt München zahlt 35 Millionen Euro an Missbrauchsopfer

Die bayerische Landeshauptstadt hat am Mittwoch Entschädigungszahlungen an Betroffene von Missbrauch und Gewalt auf den Weg gebracht. Damit soll Verantwortung für das Versagen des Stadtjugendamtes übernommen werden.

Die Stadt München wird Missbrauchsopfern in Heimen, Pflege- und Adoptivfamilien Anerkennungsleistungen in Höhe von insgesamt 35 Millionen Euro zahlen. Dies beschloss der Feriensenat des Stadtrates einstimmig am Mittwoch bei seiner Sitzung. Die Summe fußt auf einer Empfehlung der im Herbst 2021 eingesetzten unabhängigen Expertenkommission, die sich mit der Aufarbeitung der Geschehnisse befasste. Für Soforthilfen sind laut Stadt bereits 4,3 Millionen Euro aus dem Haushalt geflossen.

Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Kerstin Claus, lobte die Stadt, die als erste in Deutschland einen solche Weg beschritten habe. Die Kommission sei herausragend gut besetzt gewesen und habe mit ihrer Arbeit die Akzeptanz der Betroffenen gefunden, sagte sie der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) auf Anfrage. Das Vorgehen solle Vorbild für andere Kommunen sein.

Mit der stattlichen Summe von 35 Millionen Euro belege die Stadt München, das sie weiterhin konsequent Verantwortung übernehme, erklärte Claus. Eine solche Aufarbeitung der Vorfälle sei essenziell für die Betroffenen, aber auch wichtig, um die Jugendhilfe heute und für die Zukunft besser zu machen. Dafür reiche es nicht aus, nur in einen Fonds einzuzahlen, sondern man müsse wissen, was in der Vergangenheit schief gelaufen sei.

Die Anerkennungsleistungen sollen durch ein Prüfungsgremium und in anonymisierter Form an Betroffene gezahlt werden. Dies hatte die Stadt bereits vorab kundgetan. Der Stadtrat werde dabei einbezogen. Die Zahlungen richten sich an Menschen, die durch das Stadtjugendamt in Heimen, Pflege- oder Adoptivfamilien untergebracht wurden und die noch heute unter der dort erfahrenen Gewalt leiden. Die von der Expertenkommission erarbeiteten Kriterien seien nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, erläuterte deren Vorsitzender Ignaz Raab.

Der Vorsitzende des Betroffenenbeirats, Benno Oberleitner, sagte zuvor: “Eine Gerechtigkeit können wir leider unmöglich erreichen, aber die Anerkennungsleistungen sollen für Betroffene ein spürbarer Betrag und auch ein Schuldeingeständnis vonseiten der Täterorganisation sein.” Sein Gremium habe versucht, dazu beizutragen, “dass es ein faires System gibt, das Betroffenen in ihrem Leben noch eine spürbare Erleichterung ermöglicht”.