Stabkirche öffnet bald wieder – an ihrem neuen Ort

Die kleine Holzkapelle wird abgebaut und entsteht mitten im Ort neu. Die Arbeiten gehen voran, die Wiedereröffnung soll an einem besonderen Tag stattfinden.

An ihrem neuen Standort wird die Kirche Stück für Stück wieder aufgebaut
An ihrem neuen Standort wird die Kirche Stück für Stück wieder aufgebautJens Schulze / epd

Stiege / Kr. Harz. Die Restaurierung und der Wiederaufbau der Stabkirche Stiege im Oberharz gehen planmäßig voran. „Wir liegen voll im Zeitplan“, sagte die Sprecherin des Vereins „Stabkirche Stiege“, Regina Bierwisch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Richtfest wird dem Bürgerverein zufolge am Freitag, 13. August, gefeiert. Besucher können sich die Kirche an ihrem neuen Platz, dem Ortskern von Stiege, erstmals am Tag des offenen Denkmals am 12. September anschauen.

Rund 1, 1 Million Euro haben die Bürger in Stiege gesammelt, um die Holzkapelle, die 1905 im norwegischen Drachenstil auf dem Gelände der ehemaligen Lungenheilanstalt Albrechtshaus erbaut wurde, vor dem Verfall zu retten. Unter anderem beteiligen sich der Bund mit mehr als 300.000 Euro, das Land Sachsen-Anhalt sowie weitere Stiftungen an der spektakuläre Aktion – der Umzug ganzer Kirchengebäude ist ein sehr seltenes Ereignis in Deutschland.

Bislang auf einsamer Waldlichtung

In den vergangenen Monaten hatten Tischler, Zimmerer und Restauratoren das Sagen in der historischen Kapelle. Sie haben den schlichten Sakralbau, der bisher auf einer einsamen Waldlichtung im Dreiländereck von Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen stand, sorgfältig in seine Einzelteile zerlegt und restauriert. Allein 600 lange Holzbohlen mussten in das das rund 1.000 Einwohner zählende Dörfchen Stiege gebracht werden.

Jens Schulze / epd

Typisch für im nordischen Stil errichtete Kirchen ist eine Bauweise, die in der Innenkonstruktion auf Nägel und Schrauben verzichtet. Die Balken sind vernutet und verspundet. „Wir kommen mit den Arbeiten gut voran“, sagte Bierwisch. Die Zimmerer der Werkstätten für Denkmalpflege in Quedlinburg seien bereits dabei, den vorderen Giebel und den Eingang zu schließen, und auch der Dachdecker habe seine Arbeit aufgenommen.


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Die Stieger hoffen nun, dass die Stabkirche, für deren Erhalt sie sich so lange eingesetzt haben, zu einer kulturellen Begegnungsstätte für die Menschen in der strukturschwachen Region wird und dass sich Touristen für die Kirche interessieren. Auch Trauungen sollen in der Kapelle mit den charakteristischen norwegischen Drachenköpfen und ihren 150 Sitzplätzen wieder stattfinden.

Was zur echten Stabkirche fehlt

Trotz ihres Namens, mit dem sie überregional bekannt wurde, ist sie keine echte Stabkirche, sondern in einer Blockbohlenbauweise errichtet und lediglich einer skandinavischen Stabkirche nachempfunden. Ihr fehlen die für Stabkirchen charakteristischen, senkrecht stehenden Stäbe, auf denen das Dach ruht.

In dem schlichten Sakralbau fanden im Laufe der Jahre zahlreiche Andachten, Trauungen, Konzerte statt. Mit der Schließung des Albrechtshauses 1993 begann der Verfall der Kapelle, der sich mit dem Großbrand des ehemaligen Sanatoriums 2013 beschleunigte, auch wenn die Kirche vom Brand selbst verschont blieb. Im Frühjahr und Sommer 2021 wurde die Kirche Bohle für Bohle abgebaut und im Ortskern von Stiege wieder aufgebaut.

 

Weltweit gibt es noch rund 30 ursprüngliche Stabkirchen sowie 25 Nachbauten, die meisten davon in Norwegen. In Deutschland stehen fünf Stabkirchen – die bekannteste ist die Stabkirche von Hahnenklee im Harz bei Goslar. Weitere stehen auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf bei Berlin, im Europapark Rust bei Freiburg sowie in Lübeck. (epd)