Stabi zeigt alte Bühnenbücher von Regisseur Jessner
Originale Bühnenbücher des Regisseurs Leopold Jessner (1878-1945) aus seiner Zeit am Hamburger Thalia Theater werden in der Ausstellung „Die Temperamente des Theaters“ in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg (Stabi) präsentiert. Vom 25. September bis zum 27. Oktober sind zudem Bilder aus dem Thalia Theater Anfang des 20. Jahrhunderts zu sehen, wie die Stabi am Mittwoch mitteilte. Mit seiner abstrakten Gestaltung des Bühnenraums und seinen Eingriffen in die literarischen Vorlagen gelte Jessner als „maßgeblicher Vorreiter des heutigen Regietheaters“, hieß es. 1933 zur Emigration gezwungen, seien die meisten künstlerischen Zeugnisse seines Schaffens als Intendant des Preußischen Staatstheaters verloren gegangen. Umso wertvoller seien die Schriftartefakte aus seiner Zeit als junger Regisseur und Spielleiter am hiesigen Thalia Theater von 1904 bis 1915.
Erstmals würden die Regie-, Inspizier-, Soufflier- und Rollenbücher aus Jessner-Produktionen im Kontext des zeitgenössischen Arbeitsalltags am Theater ausgestellt. Die Bühnenbücher böten faszinierende Einblicke in die Prozesse hinter den Kulissen, würden neue Perspektiven auf das Repertoire der Zeit und die Entstehung der Regie als eigenständige künstlerische Position eröffnen. „Seine Bühnenbücher bezeugen die Entwicklung eines eigenen Stils, der sich vom gängigen Abbildrealismus wegbewegt“, sagte Theaterforscher Martin Jörg Schäfer. Zudem habe Jessner die Dramen der literarischen Moderne in den Spielplan des ursprünglichen Lustspielhauses aufgenommen.