Staat übernimmt Schlosspark von Komiker de Funes an der Loire

Nach seinem späten Kinoerfolg kaufte Louis de Funes das Stammschloss der Familie seiner Ehefrau nahe Nantes. Dort verbrachte er seine letzten Lebensjahre und liebte seine Rosen und den Park. Doch den gilt es nun zu erhalten.

Seine Hampeleien begeisterten Millionen. Andere waren genervt von dem kleinen Mann mit den wilden Gesten und den weit aufgerissenen Augen, der stets sein entsetztes „Neiin!!!“ schrie und mit den Armen rudernd quer durch den Raum pflügte. Die Paraderollen von Louis de Funes (1914-1983) waren Cruchot, der cholerische Gendarm von Saint-Tropez, buckelnd-tretende Unternehmer – und ein antisemitischer Rabbiner wider Willen.

Über viele Jahre brachte de Funes sich und seine Familie mehr schlecht als recht durch. Erst Mitte der 60er Jahre kamen der späte schauspielerische Durchbruch – und damit ungeahnte finanzielle Mittel. Mit den Einnahmen der Weltkriegskomödie „La Grande vadrouille“ (deutsch „Die große Sause“; „Drei Bruchpiloten in Paris“) kaufte de Funes 1967 den Stammsitz der Familie seiner Ehefrau, einer geborenen de Maupassant, in Le Cellier an der Loire zurück.

Als Schlossbesitzer engagierte er sich für den Naturschutz und züchtete Rosen, integrierte sich voll in die kleine Dorfgemeinschaft, ging sonntags zur Messe und hatte in dem Barockschloss sogar eine Privatkapelle. In seinem Garten erlitt er im Januar 1983 seinen dritten, tödlichen Herzinfarkt; und auf dem Friedhof von Le Cellier nahe Schloss Clermont, 22 Kilometer von Nantes, ist er auch begraben.

Seine Ehefrau Jeanne (1914-2015), eine Großnichte des Dichters Guy de Maupassant, verkaufte das 1642 erbaute Schloss drei Jahre nach dem Tod von Louis wieder. Seit 1986 haben die Besitzer mehrfach gewechselt. 2005 machte eine Immobiliengesellschaft 40 Wohneinheiten aus dem Prachtbau im Louis-XIII-Stil.

Immerhin: Von 2014 bis 2016 war in der zuvor leerstehenden Orangerie ein kleines Louis-de-Funes-Museum untergebracht. Dessen großer Publikumserfolg fiel freilich den neuen Schlossbewohnern lästig. Ständig Busse und Tumult auf dem schicken 50-Hektar-Anwesen für Besserverdiener. Der befristete Mietvertrag wurde nicht verlängert; und für eine Kaufoption fehlten dem Trägerverein die Mittel.

Nun gibt es neuen Trubel um das Anwesen: Die aktuelle Inhaberin des Schlosses, eine ausländische Immobiliengesellschaft, wollte die ehemalige Domäne, also den von de Funes geliebten kleinen Park am Ufer der Loire, verkaufen – ohne Nutzungsbeschränkung. Die Ortsgemeinde blieb passiv. Doch zuletzt griff eine Regionalbehörde ein, verständigt vom WWF Frankreich und dem regionalen Konservatorium für Naturräume.

Die Gesellschaft für Landschaftswicklung des Pays de la Loire (Safer) übernahm die 40 Hektar Schlossgrundstück – auf dem Wege eines Vorkaufsrechts über 240.000 Euro. Die Einrichtung, die ihrerseits unter Aufsicht des Agrar- und des Finanzministeriums steht, besitzt nun den Park, der aus einem Wäldchen und einer Wiese besteht. Allerdings nur vorübergehend. Zum Ende des Frühjahrs soll das Gelände weiterverkauft werden. Ziel der Aktion: das Stück Kultur- und Naturlandschaft entlang der Loire für die Allgemeinheit zu erhalten und eine mögliche Umnutzung oder gar Bebauung zu verhindern.

Potenzielle Käufer waren aufgefordert, Nutzungsvorhaben einzureichen, die den Erhalt der Umwelt des Standorts gewährleisten. Die Frist dafür ist nun abgelaufen. Wer also könnte den Wald und die Aue übernehmen, die in den letzten Lebensjahren Louis de Funes Freude bereiteten? Potenzielle Käufer sind Winzer, Landwirte, lokale Verbände oder andere, eher nationale Organisationen wie der WWF Frankreich. Schon die nächsten Wochen könnten Klarheit verschaffen.