St. Pauli: Gedenkstein soll an Sexarbeiterinnen der NS-Zeit erinnern
Vor der Herbertstraße in Hamburg-St. Pauli soll künftig ein geprägter Messing-Bordstein an die Sexarbeiterinnen zur Zeit des Nationalsozialismus erinnern. Der Verein „Lebendiges Kulturerbe St. Pauli“ und die St. Pauli-Kirche verlegen den Stein, der Leiter des Bezirksamts Hamburg-Mitte, Ralf Neubauer (SPD), wird ihn am Freitag (9. August, 14 Uhr) enthüllen, wie die Organisatoren am Dienstag mitteilten. Ziel des Projekts „Verblendet – Schicksale sichtbar machen“ sei es, die Schicksale der Menschen, die damals hinter den Toren zur Herbertstraße gelebt und gearbeitet haben, endlich sichtbar zu machen, hieß es.
Doppelmoral und Propaganda führten den Angaben zufolge dazu, dass Hamburgs Gauleitung die Tore 1933 aufstellte. Die Entscheidung habe gelautet, die „Sünde und Schande für die Volksgemeinschaft“ auf die Herbertstraße einzugrenzen. Die Tore hätten fortan eine klare Grenze zwischen der bürgerlichen und der „normfalschen“ Welt gebildet. Die dort tätigen Sexarbeiterinnen hätten im eh schon frauenfeindlichen NS-Regime als lästige und kriminelle Erscheinungen im Straßenbild gegolten. Für viele Frauen habe die behördliche Zuordnung hinter die Sichtblenden mit dem Tod geendet: in den Konzentrationslagern Neuengamme oder Ravensbrück, an den Folgen einer Zwangssterilisierung oder aus Verzweiflung durch eigene Hand.
Die Herbertstraße mit ihren Toren zählt, wie die nahe gelegene Reeperbahn, zu den bekanntesten Straßen auf St. Pauli. Die Tore verhindern den Blick in die rund 100 Meter lange und weniger als sieben Meter breite Bordellgasse, in welcher Prostituierte auf Hockern in den Fenstern der Bordelle sitzen und sich potenziellen Freiern zur Schau stellen.