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Srebrenica-Gedenken – Versagen und Mahnung

Eines der schlimmsten Kriegsverbrechen der Geschichte – Vor 30 Jahren ermordeten in Srebrenica bosnisch-serbische Soldaten mehr als 8.000 bosniakische Jungen und Männer. Heute ist das Gedenken gleichsam Mahnung.

Zum 30. Jahrestag des Massakers von Srebrenica mehren sich die warnenden Stimmen vor einem Wiedererstarken des Nationalismus. Der Mord an über 8.000 bosniakische Jungen und Männer müsse allen eine Mahnung sein, dass die Durchsetzung von Menschenrechten das konkrete Eintreten jedes Einzelnen brauche, sagte Bundestagspräsidentin Julia Klöckner am Freitag. Auch Juden und Muslime sehen den Jahrestag als Warnung an die Gesellschaft.

“Srebrenica war das schlimmste Kriegsverbrechen auf europäischem Boden seit dem Zweiten Weltkrieg”, betonte Klöckner bei der Debatte im Bundestag. Auch die UN hätten damals versagt. Die Bundestagspräsidentin brachte zudem besonders die Frauen und Mädchen in Erinnerung. Auch sie seien teils brutal ermordet und noch viel öfter vergewaltigt und gedemütigt worden; “wie so oft in Kriegen”.

Aus Sicht der Liberalen Rabbinervereinigung ist das Srebrenica-Gedenken hierzulande besonders wichtig. Der Gedenktag stehe für die Aufgabe, “Geschichte als Teil gegenwärtiger und zukünftiger politischer und gesellschaftlicher Verantwortung ernst zu nehmen: in Bosnien und Herzegowina, in Deutschland und in Europa”, mahnten die Rabbiner. Die jüdische Gemeinschaft betrachte Erinnerung als Teil einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit Gewalt und Verantwortung: “Erinnerung ist ein wichtiger Bestandteil öffentlicher Anerkennung und historischer Einordnung.” Das beziehe sich auch auf das Gedenken an die Schoah.

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland spricht von einem “historischen Schandfleck” und “Versagen der Menschlichkeit”. Das Massaker von Srebrenica erinnere eindringlich daran, “wie gefährlich Hass, Nationalismus und religiös aufgeladene Feindbilder sind, wenn ihnen nicht entschieden entgegengetreten wird”, so der Zentralrat in einer Mitteilung. “Als muslimische Gemeinschaft in Deutschland sind wir unserer Verantwortung bewusst, das Gedenken wachzuhalten und uns aktiv für eine Gesellschaft einzusetzen, die aus ihrer Geschichte lernt.”

Das Massaker von Srebrenica zählt zu den dunkelsten Kapiteln des Bosnienkrieges (1992-1995). Mehr als 8.000 muslimische Bosniaken wurden im Juli 1995 durch die bosnisch-serbische Armee und serbische Paramilitärs ermordet. Die Opfer waren zuvor in eine Schutzzone der Vereinten Nationen geflohen. Die Nachwirkungen des Verbrechens belasten das Verhältnis zwischen den betroffenen Ländern und Ethnien bis heute.

Die UN-Vollversammlung hatte 2024 die Einführung eines internationalen Gedenktages beschlossen – gegen den Widerstand Serbiens. Der 11. Juli soll fortan der Erinnerung an das Kriegsverbrechen gewidmet sein.