Square-Dance in der Kirche: Tanzen im Quadrat

Was viele nur aus Western-Filmen kennen, findet regelmäßig in Lingens Kreuzkirche statt: Square Dance! Der Tanzclub „River Ems Dancer“ feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen.

Eine sommerliche Probe der „River Ems Dancer“ auf dem Platz vor der Kreuzkirche in Lingen.
Eine sommerliche Probe der „River Ems Dancer“ auf dem Platz vor der Kreuzkirche in Lingen.Rainer Kempe

„Square up“, „Bow to your partner“ oder „Forward and back“ – alle 14 Tage werden diese Begriffe durch das Gemeindehaus der Kreuzkirche Lingen gerufen. Dann nämlich trifft sich dort eine ganz besondere Tanzgruppe: Die „River-Ems-Dancer“, die den aus den USA bekannten Square Dance üben, einen Tanz, den viele Menschen vor allem aus Western-Filmen kennen.

In diesem Jahr feiert die Square-Dance-Gruppe ihren zwanzigsten Geburtstag. Seit Gründung ist sie fester Bestandteil der Kreuzkirchengemeinde, der Gemeindevorstand hat die Gruppe von Anfang an unterstützt. Der Spaß am Tanzen steht im Mittelpunkt der Treffen: „Wir wollen Leute in Gemeinschaft zusammenbringen“, sagt Rainer Kempe, Gründungsmitglied und Präsident der „River Ems Dancer“. Die Tanzgruppe bringt sich auch aktiv in die Gemeindearbeit ein: Sie tritt auf Veranstaltungen auf oder in Altenheimen, „um Freude zu bringen“.

Entstanden ist Square Dance in den USA

Wenn er an Square Dance denkt, gerät Rainer Kempe schnell ins Schwärmen. Warum es solchen Spaß mache, lasse sich aber nur schwer in Worte fassen: „Man muss es einfach ausprobieren“, sagt er.

Entstanden ist Square Dance in den USA. Er ist dort in vielen Staaten sogar der offizielle Staatstanz. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam er nach Deutschland. Die verschiedenen Tanzfiguren basieren auf traditionellen Tänzen Europas im 18. Jahrhundert. Aus den Tänzen der Einwanderer wie dem englischen Morris Dance, English Country Dance oder der französischen Quadrille wurden Elemente entnommen und mit Namen versehen.

Anfangs stand Kempe dem Tanz eher skeptisch gegenüber. Eher zufällig machte er einen Anfängerkurs bei den „Gemener Burgtänzern“ auf der Jugendburg des Bistums Münster in Borken mit. Freunde hatten ihn mitgenommen. „Ich war gar nicht begeistert, aber wollte mir das mal angucken“, erinnert sich Kempe. Es wurde mehr.

Eine feste Choreografie gibt es nicht

Nach dem Wochenende hatte ihn die Tanzbegeisterung gepackt – und für ihn stand fest: Auch bei Folgekursen ist er dabei, um die verschiedenen Square-Dance-Figuren zu lernen. Der Tanz hat feste Grundregeln, die aber immer wieder neu gemischt werden. Vier Tanzpaare stellen sich so auf, dass sich je zwei gegenüber- stehen und die Formation von oben wie ein Quadrat aussieht, daher der Name, der auf Deutsch Quadrattanz lauten würde.

Eine feste Choreografie gibt es nicht, die einzelnen Figuren werden von einem Ausrufer, dem sogenannten Caller, angesagt. 70 standardisierte Figuren sind es, die international gleich sind und dann vom Caller beim Tanzen gemischt werden. Der Square Dance entsteht so letztlich erst auf der Bühne, auf der Tanzfläche. „Es gibt mehr Möglichkeiten als beim Lotto“, sagt Kempe schmunzelnd. „Für die Tänzer heißt das vielleicht gerade einmal eine halbe Sekunde vom Gehirn bis zu den Füßen.“

Square Dance gut für Singles geeignet

Er selbst hat den Tanz über zwei Jahre hinweg gelernt. Fuhr dafür immer wieder ins Münsterland. Bei einem der Kurse sprach ihn ein anderes Ehepaar an. Sie hatten das Autokennzeichen von Kempe gesehen und festgestellt, dass sie aus derselben Gegend kommen. Die beiden Paare waren sich einig: „Square Dance macht unheimlich viel Spaß, und das wollen wir bei uns zu Hause weitermachen.“

Schnell fanden sich Mitstreiter. 29 Mitglieder gehören mittlerweile zu den „River Ems Dancern“, etwa die Hälfte ist seit Beginn dabei. „Offen ist die Gruppe ab zehn Jahren, unser ältestes Mitglied ist 82.“ Eine Besonderheit: Während sonst bei Tanzgruppen feste Paare nötig sind, können beim Square Dance auch Singles mitmachen.

Das Besondere: Es gibt keine Wettbewerbe oder Konkurrenz – die Freude am Miteinander steht im Mittelpunkt des Tanzerlebnisses. „Es kommt nicht auf die Leistung des Einzelnen an, sondern auf das Gruppenergebnis.“ Auch deshalb kann so eine Gemeinschaft locker zwanzig Jahre werden.

Weitere Infos über die Tanzgruppe und den Square Dance unter www.river-ems-dancer.de