Sprung ins kalte Wasser

Andacht über den Predigttext für den 5. Sonntag nach Trinitatis: 1. Korinther 1,18-25

Predigttext
18 Die Botschaft vom Kreuz erscheint denen, die verloren gehen, als eine Dummheit. Aber wir, die gerettet werden, erfahren sie als Kraft Gottes. 19 Denn in der Heiligen Schrift steht: „Ich will die Weisheit der Weisen auslöschen und von der Klugheit der Klugen nichts übrig lassen.“ 20 Wo sind jetzt die Weisen, wo die Schriftgelehrten, wo die wortgewaltigen Redner unserer Zeit? Hat nicht Gott die Weisheit dieser Welt als Dummheit entlarvt? 21 Die Weisheit Gottes zeigt sich in dieser Welt. Aber die Welt hat ihn mit ihrer Weisheit nicht erkannt. Deshalb hat Gott beschlossen, durch eine scheinbar unsinnige Botschaft alle Glaubenden zu retten. 22ie Juden wollen Zeichen sehen. Die Griechen streben nach Weisheit. 23 Wir dagegen verkünden Christus, den Gekreuzigten: Das erregt bei den Juden Anstoß und für die anderen Völker ist es reine Dummheit. 24 Christus ist Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Das verkünden wir allen, die berufen sind – Juden wie Griechen. 25 Denn was an Gott als dumm erscheint, ist weiser als die Menschen. Und was an Gott schwach erscheint, ist stärker als die Menschen. (BasisBibel)

Was ist Wissen? Was ist Weisheit?
Etwa, dass zu Sandalen keine Socken gehören? Oder, dass ein vorsorglich mitgebrachter Regenschirm vor Regenschauern schützt? Oder ist der Begriff relativ?

Gerade in Zeiten, in denen die Wahrheit ein von allen Seiten umkämpftes Gut ist, suchen viele – mich eingeschlossen – nach Orientierung. Gibt es die eine Wahrheit? Was ist Sinn? Was, wer macht Sinn?

Oder vielleicht auch: Was wird geglaubt?

„Ich weiß, dass ich nichts weiß“, soll Sokrates einmal so oder so ähnlich gesagt haben. Das zuzugeben, macht verletzlich, kann aber auch guttun.

Die Zeiten jetzt sind turbulent, voller Widersprüche und Unsicherheiten. Doch gerade Widersprüche machen meiner Meinung nach aus dem „Alltagsirrsinn“ einen Sinn.

Wenn Alltagsirrsinn sinnvoll wird

In meinem Leben gab es schon so einige Wege, die sich im Nachhinein als Sackgassen entpuppt haben. Manchmal, da möchte so gar nichts funktionieren. Dann tun sich bei mir Fragen auf, wie auch im 1. Korintherbrief. In mir schreit es: „Wo sind jetzt die Weisen, die wortgewaltigen Redner unserer Zeit?“ Ohnmacht im Angesicht von Verwirrung ist menschlich.

Bitte wenden, sagt dann auch das heilige Geistkraft-Navi in meinem Kopf, mein Gewissen, meine Intuition. Pause machen, nachdenken, durchatmen und dann noch einmal von vorne.

Vielleicht denken wir Menschen vielfach zu kompliziert und stehen uns dann selbst im Weg. Perspektivwechsel kann dann Wunder wirken. Nicht den Kopf ausschalten, oder seine eigene Meinung ganz verwerfen, nein. Aber einfach mal umdenken. Das Unmögliche für einen Moment zulassen. Vielleicht erscheint es dann eher möglich.

Im Prinzip macht Gott durch die Auferstehung Jesu doch nichts anderes. Der christliche Glaube ist ein Glaube voller Überraschungen, irgendwo zwischen Trauertristesse und Hoffnungshysterie. Das Unglaubliche zu glauben. Zu glauben, das ist wie Achterbahnfahren: ein Leben mit Höhen und Tiefen auszuhalten, es aber auch zu genießen.

Wie ist es, zu glauben an Gott, einen Gott der einzigartigen Eigenschaften? Gott im Wandel und doch in Ewigkeit? Ich wage zu sagen: einzigartig. Die Weisheit Gottes zeigt sich in dieser Welt. Mal still, mal laut, mal leise. Immer auf unnachahmliche Weise. Meiner Erfahrung nach zeigt sich Gott besonders in unseren Mitmenschen und in den Momenten, in denen wir uns mehr zutrauen als ursprünglich gedacht.

Meiner Meinung nach qualifiziert es gerade uns als Christinnen und Christen, Sinn zu erspüren und zu (er)leben in dieser Zeit. Wir denken anders, glauben anders als der Rest der weltlichen Welt. Und das ist gut so.

Was an Gott dumm erscheint, ist weiser als die Menschen. Was an Gott schwach erscheint, ist stärker als die Menschen.

Paradoxa ­– Widersprüche – sind für uns also nichts Neues, die wir da glauben, dass das Wort auf die Erde kam und unter uns lebte. Ein Sprung ins kalte Wasser kann eben nicht nur unangenehm sein, sondern auch erfrischen.

In einigen heiligen
Alltagsmomenten ergreift uns
Kraft, die Gott uns schickt.
Wunsch Gottes: Errettung
aus Angst
vor uns selbst und anderen.
Und Zutrauen als Rettungsring, um
uns in die Fluten von Gottes Weisheit zu stürzen,
um dort nicht unterzugehen, sondern zu schwimmen.