Spielzeughersteller lassen sich auf Fairness prüfen

Zwei Spielwaren-Firmen aus Bayern und Baden-Württemberg haben am Donnerstag erstmals das Fair Toy Siegel für verantwortungsvolle Spielwarenproduktion erhalten. Die Vertreterinnen und Vertreter der Plüschspielwarenfabrik heunec aus Neustadt bei Coburg und der Anbieter von Konstruktions- und Lernspielzeug, plasticant mobilo aus Sulzburg, nahmen die Zertifikate am Donnerstag im Nürnberger Spielzeugmuseum entgegen.

„Wir sind nicht in allem perfekt“, sagte heunec-Chefin Barbara Fehn-Dransfeld, die sich nach eigenen Angaben seit Jahrzehnten für eine gerechtere Spielzeugproduktion einsetzt. „Wir können aber soziale Aspekte gestalten“, ist sie sicher. Die Wirtschaft dürfe weder die Corona-Pandemie noch den Ukrainekrieg dazu benutzen, die eigenen Ansprüche aufzuweichen.

Das Siegel stammt vom 2020 gegründeten Nürnberger Verein Fair Toys Organisation (FTO). Der Verein besteht zu gleichen Teilen aus Unternehmen und zivilgesellschaftlichen Organisationen, die im harten Ringen „hohe Standards ausgehandelt“ hätten, stellte FTO-Vorstandsfrau Helga Riedl fest. „Bislang wurden Verbraucher allein gelassen, wenn sie faires Spielzeug kaufen wollten.“

FTO-Vorstand Maik Pflaum sagte mit Blick auf bereits bestehende Spielwarensiegel: „Bislang hat sich die Wirtschaft nur selbst kontrolliert, das hat nur bedingt Aussagekraft“. Vorbild der neuen Zertifizierung sei die weltweite Textilbranche mit dem Siegel der Fair Wear Foundation.

Für ein FTO-Siegel müssen Spielwarenfirmen einen vierstufigen Prozess durchlaufen und die Kriterien eines „Fair Performance Check“ erfüllen, hieß es. Im Fokus stehen Sozial- und Umweltstandards an eigenen Standorten der Unternehmen sowie bei den unmittelbaren Lieferanten. Darüber hinaus gilt es, Arbeits-, Sozial- und Umweltbedingungen kontinuierlich zu verbessern.

„Es ist eine fortschreitende Entwicklung, alles andere wäre unseriös“, unterstreicht Pflaum. Denn Teddys, Brettspiele oder Modellautos haben eine lange Lieferkette, teils mit 100 bis 500 Vorlieferanten. Da könne man in Sachen menschenrechtlicher Sorgfalt nur Schritt für Schritt vorgehen.

Harald Bolsinger, Professor für Wirtschaftsethik an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt, begleitet den FTO aus wissenschaftlicher Sicht. Impulse und Orientierung beim Kauf von Spielzeug im Laden seien für ihn alternativlos. „Wir brauchen auf der Welt diese Nachhaltigkeit, sonst schafft sich die Menschheit selbst ab“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Nach der Auszeichnung im Spielzeugmuseum sollen nun alle weiteren 15 Mitgliedsunternehmen im Verein den Zertifizierungsprozess durchlaufen. Sie könnten eine Vorbildfunktion in der Branche einnehmen, um mehr Transparenz und Gerechtigkeit in die globale Spielwarenwelt zu bringen, hofft Pflaum. „Jetzt müssen Unternehmen, die bisher abgewartet haben, auf den Zug mit aufspringen.“

FTO-Vorstandsfrau Riedl, hauptberuflich im Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg tätig, sieht beispielsweise auch die Kommunen in der Pflicht. Allein Nürnberg habe etwa 150 Kitas, die immer wieder auch mit Spielzeug ausgestattet werden müssten. Hier hätten Städte, aber auch andere Träger einen Hebel in der Hand, das Spielzeugregal in den Einrichtungen fairer zu gestalten. (00/3159/28.09.2023)