Der SPD-Vorsitzende und Vizekanzler Lars Klingbeil stellt sich im Zusammenhang mit der Besetzung von drei Posten am Bundesverfassungsgericht hinter die in der Koalition umstrittene Kandidatin Frauke Brosius-Gersdorf. Plagiatsvorwürfe gegen die von seiner Partei vorgeschlagene Juristin und damit die Bedenken der Unionsparteien seien ausgeräumt, sagte Klingbeil der „Bild am Sonntag“. „Deshalb können wir die Wahl wieder auf die Tagesordnung des Bundestags setzen“, bekräftigte der SPD-Chef und Finanzminister im Kabinett von Kanzler Friedrich Merz (CDU).
Klingbeil sagte mit Blick auf Anfeindungen gegen Brosius-Gersdorf im Internet, es sei für ihn „eine prinzipielle Frage, ob man dem Druck von rechten Netzwerken nachgibt, die eine hoch qualifizierte Frau diffamiert haben“. Die Wahl von drei neuen Richtern für das höchste Gericht in Deutschland war vor gut einer Woche vom Bundestag wegen koalitionsinterner Querelen über die Staatsrechtlerin kurzfristig vertagt worden. Der von der SPD als Bundesverfassungsrichterin vorgeschlagenen Juristin Brosius-Gersdorf war fälschlicherweise unter anderem vorgeworfen worden, sie befürworte die Möglichkeit von Abtreibungen bis zur Geburt.
In einer Expertenanhörung im Bundestag im Februar 2025 hatte sie sich indes zur Möglichkeit einer Regelung des Schwangerschaftsabbruchs außerhalb des Strafrechts bis zur zwölften Woche nach der Empfängnis geäußert. Scharfe Kritik an Brosius-Gersdorf und ihrer Haltung zum
Abtreibungsrecht hatten unter anderem Vertreter der katholischen Kirche geäußert. Andere Vertreterinnen und Vertreter der Kirche hatten allerdings die öffentliche Debatte über die Personalie kritisiert und vor einem Schaden für die Demokratie gewarnt.