Sparkurs der württembergischen Landeskirche wird ein “Kraftakt”
Eine Milliarde Euro in rund zehn Jahren: Die Evangelische Landeskirche in Württemberg muss drastisch sparen. Finanzdezernent Fabian Peters sprach bei der Vorstellung des Doppelhaushalts am Samstagvormittag vor der in Stuttgart tagenden Landessynode von einem „Kraftakt“. „Der vor uns liegende Haushalt fällt in den Übergang von den starken 2010er-Kirchensteuerjahren in die finanziell herausfordernden 2020er Jahre“, sagte er vor dem „Kirchenparlament“ für rund 1,8 Millionen württembergische Protestanten.
Nach seinen Worten werden der Kirche in den kommenden beiden Jahren Gesamterträge in Höhe von 737,1 Millionen Euro (2025) und 752,7 Millionen Euro (2026) zur Verfügung stehen. Die Aufwendungen würden sich laut Haushaltsplan allerdings auf 784,6 Millionen Euro (2025) und 780,9 Millionen Euro (2026) belaufen, was ein Defizit bedeute. Man plane daher, sämtliche Ausgaben, die nicht das Personal beträfen, um nominal ein Prozent zu kürzen, sagte Peters. „Personal können wir nicht kurzfristig steuern.“ Zudem würden angelaufene Haushaltsreste mit dem Jahresabschluss 2024 um 20 Prozent gekürzt. Für die Maßnahmenplanung im nächsten Jahr, die Projekte ab 2026 finanziert, würden ferner keine neuen Kirchensteuermittel bereitgestellt.
Für Personalkosten seien im kommenden Jahr 390 Millionen Euro veranschlagt, so Peters. Das seien sieben Prozent mehr als 2024. Grund dafür sei vor allem eine starke Besoldungsanpassung. 2026 werde der Anstieg wegen vieler Pensionierungen geringer ausfallen. Rechne man die Pensionen für Ruheständler hinzu, werde die Kirche im kommenden Jahr 522,1 Millionen Euro und 2026 523,1 Millionen Euro in Menschen investieren. Peters: „2025 ermöglicht uns das, 1.865 Pfarrstellen und circa 1.705 weitere landeskirchliche Stellen vorzuhalten. So stellen wir sicher, dass das Evangelium vor Ort erlebbar wird.“
Um ihre Pensionszusagen auch in Zukunft sicher erfüllen zu können, plant die Landeskirche, in den kommenden rund zehn Jahren eine Milliarde Euro einzusparen. Das Paket hat voraussichtlich ein Gesamtvolumen von 130 Millionen Euro jährlich. Eine entsprechende Priorisierungsliste, wo genau gespart werden soll, soll im nächsten Jahr vorgelegt werden.
In der Aussprache zum Doppelhaushalt sagte Dekan Rainer Köpf vom Arbeitskreis „Lebendige Gemeinde“, er wünsche sich eine konstruktive Diskussion über die geplanten Einsparungen. So habe etwa der Beamtenstatus für Pfarrer keinen „Bekenntnisstatus“ und dürfe durchaus infrage gestellt werden. Das würde mehr Flexibilität in die Personaldiskussion bringen. Dem widersprach Harry Jungbauer vom Arbeitskreis „Evangelium und Kirche“. Ein Eingriff in Gehalt und Ruhegehalt dürfe nur absolute „ultima ratio“ sein. Ein solcher Notfall sei aber nicht gegeben.
Eckart Schultz-Berg von der „Offenen Kirche“ äußerte die Sorge, dass man bei zu großen Einsparzielen Gehälter kürzen müsse. Götz Kanzleiter vom Arbeitskreis „Kirche für morgen“ plädierte dafür, mit dem Sparen „bei uns“ anzufangen, etwa indem die Synode verkleinert und Dezernate im Oberkirchenrat verringert würden. Er glaube an die Innovations- und Veränderungskraft der Kirche. (2714/30.11.2024)