Sozialpsychologe: Kontakt zu Nachbarn vor Konflikten aufnehmen

Laute Musik, Ausdünstungen aus der Küche, unterschiedliche Vorstellungen von Sauberkeit im Treppenhaus – Streit in der Nachbarschaft kann viele Ursachen haben. Ein Experte rät, schon präventiv tätig zu werden.

Die meisten Menschen haben Nachbarinnen und Nachbarn – und nach Ansicht eines Sozialpsychologen lohnt es sich, unabhängig von Konflikten zu ihnen Kontakt aufzunehmen. „Es ist immer schlecht, wenn man sich erst im Falle eines Streits kennenlernt“, sagte Robert Montau der Zeitschrift „Psychologie Heute“. Sein Buch „Nachbarschaft im Streit“ ist im vergangenen Jahr erschienen.

Allerdings sollte man „darauf achten, Nähe und Distanz sorgfältig auszutarieren“, sagte Montau weiter. „Rücken Sie dem Mieter von nebenan oder der Familie von gegenüber also nicht zu sehr auf die Pelle.“ Wenn es doch zu einem Streit komme, könne man überlegen, wo die andere Seite vielleicht Recht habe. „Böse Menschen sind selten – meist tragen beide Seiten eine Verantwortung für den Konflikt.“

Sinnvoll sei es in solchen Fällen, sich zusammenzusetzen, in Ruhe zuzuhören und nach Kompromissen zu suchen. Die meisten Leute hielten sich nach seiner Erfahrung an das Motto „leben und leben lassen“, sagte der Experte. „Sie rümpfen vielleicht die Nase, wenn die von nebenan mal wieder Pansen für ihre Hunde kochen. Es ärgert sie, aber sie gehen nicht unbedingt rüber und sagen: Lasst das mal!“

Bei Gesprächen könne zudem wechselseitiges Verständnis wachsen, sagte Montau: So könne etwa der feierfreudige Student merken, „dass die unter ihm wohnende Busfahrerin wirklich völlig fertig ist, weil sie morgens früh rausmusste und nachts nicht schlafen konnte wegen der lauten Musik. Darüber können dann tragfähige Vereinbarungen entstehen, die auch in einer festgefahrenen Situation funktionieren.“