Sozialexpertin: Arme Kinder versuchen nicht aufzufallen

Für Kinder aus armen Familien macht es nach Einschätzung einer Expertin einen Unterschied, in welcher Region in Deutschland sie leben. In wohlhabenden Gegenden seien arme Menschen „immer ein bisschen die Ausnahme“, sagte Paula Wenning, Fachreferentin für soziale Sicherung beim Kinderschutzbund, dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Ein Kind, das das einzige ist, bei dem es zu Hause knapp ist, während die anderen sehr viel Geld haben, fällt viel mehr aus dem Rahmen als eines, dessen halbe Klasse betroffen ist.“

„Es ist aber nicht so, dass das eine besser ist als das andere. Es ist einfach sehr anders, und es gibt Vor- und Nachteile“, erläuterte sie. Die regionalen Unterschiede in Deutschland seien immens.

Erwachsene unterschätzten, wie genau Kinder mitbekommen, wo sie sich einsortieren können. „Kinder sind sehr feinfühlig und wissen das genau.“ Sie versuchten, nicht aufzufallen. „Sie sagen dann zum Beispiel, dass sie Bauchschmerzen haben, wenn an einem Tag eine Veranstaltung ist, die Geld kostet und für Mama und Papa schwierig zu finanzieren ist.“

Finanziell gut aufgestellte Kommunen verfügten meist über bessere Angebote wie etwa kostenlose Nachmittagsbetreuung oder eine bessere Kita-Infrastruktur. Außerdem gebe es oft finanzstarke private Förderangebote: „Das sind zum Beispiel Fördervereine an Schulen, die den Kindern, die sie nicht selbst zahlen können, die teure Klassenfahrt finanzieren.“ In Brennpunktschulen gebe es das kaum.

Höhere Wohnkosten in reichen Städten seien für Bezieher des Bürgergeldes nicht so sehr das Problem, sagte Wenning. Denn: „Wenn eine Familie von Bürgergeld lebt, bezahlt das Amt die Kosten für die Unterkunft bis zu einer gewissen Angemessenheitsgrenze. Das orientiert sich in der Regel am lokalen Mietspiegel.“

Allerdings werde echte gesellschaftliche Teilhabe Kindern aus armen Familien nirgends im Land ermöglicht. „Etwa wenn es ein Problem ist, dass das Geld für den Kindergeburtstag nicht da ist. Oder wenn Eis essen oder ein Besuch im Kino nicht drin sind.“ Das Bürgergeld ist nach Wennings Ansicht insgesamt zu knapp bemessen.