Sonderausstellung in Hamburg zeigt “Lost Places”
Unter dem Titel „Lost Places – Archäologie der Gegenwart“ beginnt am Freitag eine neue Sonderausstellung im Archäologischen Museum Hamburg. „Lost Places sind Orte, die mal belebt waren und aus irgendeinem Grund verlassen wurden und in Vergessenheit geraten sind“, sagte Archäologin und Mit-Kuratorin Anja Schönrock. In der Fotoausstellung sollen sie in ein neues Licht gerückt werden. Rund 150 großformatige Bilder solcher verlorenen Orte in Hamburg, Deutschland und dem Rest der Welt werden gezeigt. Die Ausstellung ist bis zum 23. März 2025 zu sehen. Der Eintritt kostet acht Euro, ermäßigt fünf Euro.
Sie waren Einfamilienhaus, Fabrik, Kaserne oder Theater – Orte, die ursprünglich einen Nutzen hatten. „Und dann sind sie aus unterschiedlichsten Gründen verlassen und teilweise Jahrzehnte ihrem Schicksal überlassen worden“, erklärte Archäologe Michael Merkel, der das Konzept für die Ausstellung erarbeitet hat. Das bedeute oft das Verrotten dieser Orte, für die seit einigen Jahren ein Kult voller Faszination wachse. „Das ist auch ein bisschen Abenteuerlust“, sagte Schönrock. „Orte und ihre Geschichte wiederzuentdecken. Hinzugehen und zu gucken, was die Menschen zurückgelassen haben und sich zu fragen, warum.“
„Die Orte sind für mich als Archäologe auch Zeitkapseln“, sagte Merkel, der selbst gerne fotografiert. Einige Bilder in der Ausstellung sind von ihm. Bei Lost Places gehe es nicht um einzelne Funde, wie zerbrochene Fenster oder kaputte Stühle, sondern um das Gesamtbild. „In einem Lost Place kann man vielleicht noch eine Teekanne auf dem Herd finden, im Kühlschrank liegt noch Schinken und im Schrank das Eingemachte.“ Warum ein Ort so verlassen wurde, könne zwar vermutet, aber nie sicher gewusst werden, erklärt der Archäologe. Nicht die Fotos auf dem Handy, sondern ein Tunnel, in dem vielleicht ein Graffiti entstanden ist: „Das wird es sein, was uns überlebt.“
Die 24 verschiedenen Fotografinnen, Fotografen, „Urban Explorer“ sowie Graffiti-, Streetart- und Kunstschaffenden möchten nicht alle genannt werden. Denn viele der Grundstücke, auf denen die verlassenen Gebäude stehen, gehören noch jemandem. „Dann kann das schnell zu einem Hausfriedensbruch werden“, bemerkte Schönrock. Dass einige Besitzer den Verfall der Gebäude nicht dokumentiert haben möchten, sei verständlich. „Das kann auch ganz schön weh tun, wenn man das alte Familienhaus zerfallen sieht“, sagte Merkel. Aber genau da liegen auch eine morbide Schönheit und das Ziel der Ausstellung: Die Schönheit des Verfalls zeigen und Vergangenes mit Gegenwärtigem gegenüberstellen und verbinden.
Die Ausstellung wird von einem Rahmenprogramm mit Führungen, Vorträgen, Lesungen und Aktionstagen begleitet. Außerdem seien Stadtführungen zu Lost Places in Planung.