Solche Tage

Es gibt Tage im Urlaub, die laufen anders, als man es sich erhofft hat. Heute war solch ein Tag: In der Früh um 6 Uhr weckte mich wie immer der Hund. Er konnte sein dringendes Bedürfnis nicht weiter aufschieben. Draußen regnete es noch immer in Strömen. Den dritten Tag in Folge. Dem Hund ist das egal, er liebt Wasser und so sprang er in die Pfützen und verschwand im nächsten Bach. Dort tobte er. Ich stand müde im Regen und dachte an unser Haus in Berlin mit der schönen Terrasse, wo nun die Sonne scheint … Von Veit Hoffmann

Von Veit Hoffmann

Es gibt Tage im Urlaub, die laufen anders, als man es sich erhofft hat. Heute war solch ein Tag: In der Früh um 6 Uhr weckte mich wie immer der Hund. Er konnte sein dringendes Bedürfnis nicht weiter aufschieben. Draußen regnete es noch immer in Strömen. Den dritten Tag in Folge. Dem Hund ist das egal, er liebt Wasser und so sprang er in die Pfützen und verschwand im nächsten Bach. Dort tobte er. Ich stand müde im Regen und dachte an unser Haus in Berlin mit der schönen Terrasse, wo nun die Sonne scheint und die Äpfel im Garten am Baum reifen. An die Sonnensegel, die in der warmen Morgenluft schwingen – dazu ein Kaffee und die Zeitung.

Zurück vom Morgengassi sprang der Hund nass in unser Bett, natürlich auf mein Kopfkissen. Er hatte den Moment zum Sprung genutzt, als ich noch die dreckigen Wanderschuhe auszog. Das soll er nicht, doch wie erklärt man es ihm? Zwar bin ich ein großer Fan von Caesar Milan doch mangelt es mir an der morgendlichen Konsequenz.

„Kinder, es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung!“ rief ich, als der Himmel sich gegen 9 Uhr etwas aufklärte. Wir marschierten los zu einer Bergalm unweit unserer Ferienwohnung. Nieselregen. Unsere Stimmung aber war prima. Als wir eine Straße überquerten saß dort eine Frau mit Mann im Auto. Der Wagen hatte einen Platten. Ein typischer Fall für Männer mit Helfersyndrom! „Na, haben wir einen Platten?“ fragte ich die Fahrerin und bereute sofort das „wir“ und die Frage an sich. Doch die Frau sagte in Richtung ihres Mannes: “Mein Mann kann das nicht!“ Da sie nicht fragte oder höflich um Hilfe bat, sondern nur patzig über ihren Mann redete, gingen wir weiter – ich nicht ohne schlechtes Gewissen. Zurück in der Ferienwohnung. Angenehme Müdigkeit überkam mich, eigentlich Zeit für einen Mittagsschlaf. Nun wäre das Leben nicht das Leben, wenn es nicht den plötzlichen Szenenwechsel gäbe. Die Braut, die auf ihren hohen Schuhen ausrutscht, der Urnenträger, dem beim Einsenken der Urne die Hose platzt …

In der Nachbargästewohnung war die Hölle los. Vier Kinder schrien sich an, drehten den Fernseher auf und knallten die Türen. Entnervt stand ich auf und bat die Kinder energisch um Ruhe. Anschließend auch deren Mutter, die mir erklären wollte, dass das mit Kindern nun mal so ist.

Jeder graue Tag geht einmal zu Ende. Morgen soll es nicht regnen. Zu irgendetwas sind auch solche Tage gut. Und sei es nur für eine Kolumne.