Software und Mitarbeitermangel machen der Kirche das Leben schwer

Die Verwaltung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg sieht sich derzeit extrem herausgefordert: Sie führt ein neues Finanzsystem ein, kämpft mit unzulänglicher Software und kann nicht alle Stellen besetzen, die sie für den Systemwechsel bräuchte. Vor der in Stuttgart tagenden Landessynode klagten am Freitag Miriam Bindewald und Benedikt Osiw – beide sind Mitarbeiter beim Oberkirchenrat -, dass die Kirche auf dem Arbeitsmarkt in Konkurrenz zu Behörden und Unternehmen stehe. Diese könnten zum Teil deutlich höhere Gehälter bezahlen. „Wir schaffen es nicht, überall mit der notwendigen Besetzung zu arbeiten“, sagte Osiw.

Großen Ärger macht offenbar die Einführung einer neuen Verwaltungs- und Finanzsoftware. Eigentlich sollte die Schlussabnahme für das Programmpaket Ende Juni erfolgen, doch seien „betriebsbehindernde Mängel bis heute nicht behoben“, erläuterte Bindewald. Außerdem sei es äußerst mühsam, mit dem Anbieter eine Verständigung zu erreichen.

Kai Münzing, Vorsitzender des Ausschusses für Kirchen- und Gemeindeentwicklung, vertrat die Ansicht, die Landeskirche habe den Dienstleistern gegenüber „deutlich zu lange“ Geduld gezeigt. Dabei habe die Kirche einen Vertrauens- und Wirtschaftsschaden erlitten, der „zwischenzeitlich leider annähernd uferlos und nur schwer zu beziffern“ sei.

Der stellvertretende Vorsitzende des Finanzausschusses, Eckart Schultz-Berg, hielt dem entgegen, dass die Software inzwischen für den Alltagsgebrauch funktioniere. Es gebe keinen anderen Weg, als auf das neue System umzuschwenken. Schultz-Berg mahnte zudem, mit der Entbürokratisierung der Kirche ernst zu machen. „Ich erlebe gerade, dass die Bürokratisierung eher zunimmt, weil vieles nun landesweit genormt sein soll“, sagte er. (1449/28.06.2024)