So teuer wird die Sanierung des Lübecker Doms

Die Zwillingstürme des Lübecker Doms sind ein dringender Sanierungsfall. Doch die Arbeiten werden viele Millionen Euro verschlingen. Wie soll das Projekt finanziert werden?

Der Ausstellungs-Designer Markus Endreß, Pröpstin Petra Kallies und Projektleiterin Cornelia Schäfer zeigen Domsteine aus unterschiedlichen Jahrhunderten
Der Ausstellungs-Designer Markus Endreß, Pröpstin Petra Kallies und Projektleiterin Cornelia Schäfer zeigen Domsteine aus unterschiedlichen JahrhundertenLutz Roessler

Lübeck. Die Sanierung des Lübecker Doms wird zum Mammut-Projekt: Jahrelange Voruntersuchungen haben ergeben, dass es 23 Millionen Euro kosten wird, die tiefen Risse in den Zwillingstürmen zu kitten. Mit einer Ausstellung im Dom will der Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg jetzt um Spenden werben. Die Finanzierung für das Projekt ist noch nicht annähernd gesichert.

Seit 2018 laufen Voruntersuchungen an den 115 Meter hohen Domtürmen, die bereits 475 000 Euro gekostet haben. Zunächst galt es herauszufinden, was die Ursache für die gravierenden Schäden sind. Architekten und Historikerinnen haben zwei Arten von Rissen ausgemacht: tiefe Risse mit einer Gesamtlänge von rund 1500 Metern und feine Haarrisse mit einer Länge von 800 Metern. Damit durchziehen das Mauerwerk der Dom-Türme 2,3 Kilometer lange Spalten. Zudem müssten knapp 3800 verwitterte Backsteine erneuert werden.

Fehler schon beim Bau

„Inzwischen wissen wir, dass bereits beim Bau des Doms Fehler gemacht wurden“, sagte Jürgen Rösing von der Bauabteilung des Kirchenkreises. Der Dom wurde 1247 geweiht und war seinerzeit eines der ersten großen Backsteinbauwerke im Norden. „Mit dem Ziegelbrennen hatten die Menschen noch nicht viel Erfahrung.“ Die ursprünglich verwendeten Ziegel hatten offenbar keine gute Qualität. Feuchtigkeit konnte eindringen.

An der Spendensäule können Gäste statt Bargeld digital Geld spenden
An der Spendensäule können Gäste statt Bargeld digital Geld spendenLutz Roessler

Hinzu kamen fehlerhafte Reparaturen in den nachfolgenden Jahrhunderten. Zementmörtel sprengte förmlich den ursprünglich vermauerten Hochbrandgips bei eindringender Feuchtigkeit. Dadurch entstanden noch mehr Risse und Ausbeulungen. Schon seit mehreren Jahren sind die Türme mit Gerüsten und Zäunen abgesperrt, weil immer wieder Backsteine aus dem Mauerwerk herausfallen.

Die Ausstellung „Steine zum Staunen – Sanierung der Dom­türme“ soll nun die Bedeutung des Doms für Lübeck deutlich machen. Pröpstin Petra Kallies betonte bei der Eröffnung, insbesondere die alten Kirchen, die viel Leid und Unglück „gesehen“ hätten, seien in Krisenzeiten Orte, die Halt geben. „Auch darum ist es wichtig, sie für die nächsten Generationen zu erhalten.“

Riss in der Backsteinwand

Die sieben Kirchtürme der fünf gotischen Kirchen St. Jakobi, St. Marien, St. Petri, St. Aegidien und des Lübecker Doms gehören neben dem Holstentor zu den Wahrzeichen der Stadt und sind Weltkulturerbe. Seit 2011 trägt das Spenden-Projekt „Sieben Türme will ich sehen“ dazu bei, dass die Kirchtürme nach und nach saniert werden können. Der Dom ist allerdings mit Abstand am teuersten: Der Turm von St. Petri kostete 2,5 Millionen Euro, die Sanierung der St.-Marien-Türme 1,5 Millionen Euro.

Eine elektrische Spendensäule haben die Kuratoren deshalb gleich in die Ausstellung integriert. 17 große Schautafeln im Ostchor, drei Tafeln unter der Orgel und zwei Video-Monitore im Eingangsbereich zeigen die Geschichte des Doms, die Ergebnisse der Voruntersuchungen an den Doppeltürmen, die geplanten Sanierungsmaßnahmen, die Finanzen des Doms und des Kirchenkreises und das Leben in der Domgemeinde. Ein großer, illuminierter Riss in der Backsteinwand ist ebenfalls zu sehen.

So lange dauert die Sanierung

Die Schau soll etwa acht Jahre lang laufen – so lange, bis die Sanierung der Zwillingstürme des Doms abgeschlossen ist. Die Laufzeit sei sehr optimistisch geschätzt, sagte Rösing. „Es kann auch zehn Jahre dauern, bis wir fertig sind. Das kommt darauf an, wann wir starten können.“ (epd)