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So soll die neue Hohenzollerngruft im Berliner Dom 2026 aussehen

Seit über fünf Jahren wird die Hohenzollerngruft im Berliner Dom schon saniert, nun sind die Arbeiten auf der Zielgeraden. Ein Rundgang durch das Gewölbe zeigt das künftige Konzept.

Es ist der Charme einer typischen Berliner Großbaustelle. Kabel schauen an allen Ecken aus den Wänden, Bauarbeiter wuseln feixend durch die Gänge und die Fertigstellung wurde um drei Jahre nach hinten verschoben. Doch schon bald soll die Baustelle ihr Ende finden: Die millionenschwere Sanierung der Hohenzollerngruft im Berliner Dom ist auf der Zielgeraden, im Februar des kommenden Jahres soll die Grabstätte von 91 Mitgliedern der preußisch-deutschen Dynastie öffnen. Der Berliner Dom hat am Mittwoch zum Presserundgang durch die Gruft eingeladen – Schutzhelm bitte nicht vergessen.

Die Tour beginnt am oberen Ende der Treppe zum Eingang in die Gruft. “Wir haben jetzt hier eine Einbahnstraße”, sagt Dombaumeisterin Sonja Tubbesing und zeigt nach unten. Sie leitet den Rundgang und erklärt das neue Leitsystem für die Besucher. Über ein separates Treppenhaus gelangen diese ins Gruftgeschoss und über den Besuch des Shops wieder heraus. Das soll Stau und Gegenverkehr vermeiden.

Am Fuße der Treppe geht es hinein in das Kellergewölbe. Kurz den Kopf einziehen und schon folgt zweite Halt des Rundgangs: der sogenannte Vermittlungsraum. “Er dient als behutsame Einführung in Themen wie Bestattungskultur, Kindersterblichkeit und die Geschichte der Hohenzollern”, sagt Tubbesing. Ein virtuelles Modell der Gruft soll Informationen über die einzelnen Särge bieten. Trotz dieser sehr museal anmutenden Kuration betont Tubbesing: “Die Gruft ist in erster Linie ein Friedhof.”

Diesem Ausstellungsprinzip pflichtet Domprediger Stefan Scholpp bei. Der Vize-Vorsitzende des evangelischen Domkirchenkollegiums sieht in der Hohenzollerngruft einen geistlichen Auftrag begründet: “Das ist ein Friedhof – das soll erlebbar sein. Es geht in erster Linie um den Umgang mit dem Tod.” Scholpp will kirchliche Themen mit dem Tourismus verbinden und Andachten in der Gruft halten.

Während des Rundgangs spricht Scholpp über die Kosten der Sanierung. Ursprünglich wurden nur 17,3 Millionen Euro veranschlagt, jetzt stehen 29 Millionen im Raum. Auch war die Eröffnung für 2023 geplant, jetzt soll sie im Februar 2026 stattfinden. Gründe dafür seien die Folgen der Corona-Pandemie und des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine: “Durch diese Krisen sind die Preise für Materialien und die Energiekosten massiv gestiegen.”

Weiter geht es zur nächsten Station: der eigentlichen Gruft. Soll dort schon bald Besinnlichkeit die Atmosphäre prägen – noch sind es aber die Geräusche von schwerem Baugerät und der Geruch von Putz und Staub. Nur die für das Gewölbe so charakteristischen Säulen durchbrechen dieses Baustellenflair. Der Rundgang zeigt das Ausmaß der Sanierung: “Es ist das größte Bauvorhaben am Berliner Dom seit dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg”, sagt Tubbesing.

Und das verlief nicht ohne Schwierigkeiten: “Teils sind den Bauarbeitern die Bestandsleitungen unter den Fingern zerbröselt.” Es schafften auch kuriose Funde ihren Weg ans Tageslicht – ein altes Elektrokabel aus dem Jahr 1900 und ein Hundegebiss. Das alles musste weichen für zahlreiche Neuerungen.

Beim Blick durch die Gruft fallen Schächte an der Decke auf – dort werde ein Lüftungs- und Klimasystem eingebaut, das zum Schutz der Sarkophage die Raumtemperatur zwischen 18 und 20 Grad Celsius hält. Zudem sollen die Besucher dank eines neuen Sicherheitssystems künftig sehr nah an die Särge heran gehen können. Ein Schacht für einen neuen Fahrstuhl, der im Zuge einer besseren Barrierefreiheit eingebaut werden soll, ist ebenso schon sichtbar.

Im Herzen der 1.500 Quadratmeter großen Gruft klärt Tubbeling über die neue Anordnung der Särge auf. Sie soll sich an der ursprünglichen historischen Sargaufstellung orientieren und eine neue, atmosphärische Beleuchtung erhalten. Die Särge, die derzeit zwischengelagert werden, sollen zwischen September und Oktober wieder ihren Weg in die Gruft finden – und anders als die Teilnehmer des Rundgangs dann dort bleiben.