So setzen sich Frauen seit 25 Jahren für Frieden ein

Vor einem Vierteljahrhundert entstand der Verein Amica– was so viel heißt wie Freundin. Die Hilfsorganisation unterstützt Frauen in Krisenregionen und hat schon einiges erreicht.

Ute Morgenroth (l.) und Edith Berg mit ihrem Transparent
Ute Morgenroth (l.) und Edith Berg mit ihrem TransparentInke Pohl

Flensburg/Kiel. Als Ute Morgenroth und Edith Berg ihr altes Transparent ausrollen, ist die Aufmerksamkeit sofort wieder da. Passanten in der Flensburger Fußgängerzone bleiben stehen, betrachten die Worte auf dem weißen Stoff, ,die kriegerische Gewalttaten an Frauen anklagen und anprangern – so wie vor 25 Jahren.  
Dabei wollten die beiden Frauen nur demonstrieren, wie damals alles begann: Mit Mahnwachen anlässlich des Krieges im ehemaligen Jugoslawien, in dem Tausende Frauen systematisch verschleppt und vergewaltigt wurden. Als die Gräueltaten an die Öffentlichkeit gelangten, gründete sich der Verein Amica, um den Opfern schnell und unbürokratisch Hilfe zu leisten. „Wir wurden bekannt, indem wir Pflegetaschen und Rucksäcke mit Hygieneartikeln für Frauen packten“, erinnert sich Amica-Vorstandsmitglied Ute Morgenroth vom Frauenwerk Schleswig-Flensburg.

Stumme Demonstration

Damals gehörte sie zu den „Frauen in Schwarz“, die jeden Sonnabend stumm neben dem Transparent in der Flensburger Einkaufstraße demonstrierten und zu Unterstützerinnen von Amica wurden. „Eine von uns hatte in einer Zeitung eine Notiz gefunren,  dass in Freiburg Päckchen für Frauen in Bosnien gepackt werden“, erzählt Edith Berg.„Das haben wir sofort aufgenommen.“ So entstand von Flensburg aus der Kontakt zum Verein in Freiburg, der unter anderem die gefährlichen Hilfslieferungen in das Kriegsgebiet organisierte und Frauen bei der Aussage vor dem Kriegsverbechertribunal unterstützte.
Derzeit ist Amica vor allem in Libyen, im Libanon, Syrien und Tschetschenien tätig – immer noch unterstützt von vielen Frauen im Norden. „Nach wie vor gibt es eine sehr große Solidarität mit dem Verein und Freundschaften zwischen den Frauen, die sich regelmäßig treffen“, sagt Ulrike Koertge, Leiterin des Frauenwerks der Nordkirche.

Sorgenpüppchen hören zu

Natürlich habe sich die Arbeit verändert, heute laufe viel über Geld statt über Sachspenden. Ein aktuelles gemeinsames Projekt ist zudem die Fertigung von Sorgenpüppchen, gestrickte oder genähte Figuren, die als Symbol der Verbundenheit an Frauen in Not verschenkt werden – eine kleine Freundin, die bereit ist, Sorgen anzuhören.
In Zukunft wartet noch viel gemeinsame Arbeit auf die Frauen aus Nord und Süd. Zwar habe sich einiges verbessert,  stellt Ute Morgenroth fest, und führt die Prozesse gegen Vergewaltiger vor dem Tribunal in Den Haag an. Doch der Anblick des alten Transparentes macht sie angesichts vieler bewaffneter Konflikte nachdenklich. „Vielleicht fangen wir wieder an mit unseren Aktionen“, sagt sie. Gewalt gegen Frauen in Kriegsgebieten sei heute ebenso aktuell wie vor 25 Jahren.