So macht der Kirchenmoderator Eichhörnchen zu Video-Stars

Hamburg. Das Reich der Hörnchen ist klein und liegt zwischen Michel und Landungsbrücken in Hamburg. Ein Dutzend Eichhörnchen sind hier zu Hause – und sie sind Filmstars auf Youtube und Facebook. Denn sie haben einen Freund: den Kirchenmoderator aus dem Radio.

Morgens gegen 5.30 Uhr wird Artur Fischer-Meny unruhig: Wenn ihn die Strahlen der Sommersonne wecken, weiß er, dass auch seine Hörnchen schon aktiv sind und durch die Bäume toben. Dann steht der 42-Jährige auf, packt Nüsse, frisches Obst und Wasser ein und besucht seine Freunde im "Rotfellbezirk".
Ein schmaler Grünstreifen ist es nur, in dem seine Eichhörnchen leben. Aber sie wohnen quasi in einer anderen Dimension: in den Wipfeln der Bäume, auf schwankenden Ästen zwischen Himmel und Erde. Das ungewöhnliche Biotop liegt direkt neben dem sogenannten Portugiesenviertel am Hamburger Hafen mit seinen Kneipen, Cafes und Souvenirshops – nicht einmal hundert Meter entfernt von Deutschlands schönster U-Bahn-Strecke am Hafenrand.
Artur Fischer-Meny mit einem seiner kleinen Video-Stars

"Frei, wild und zugleich zutraulich"

Hauptberuflich ist der Hörnchen-Freund freischaffender Radio-Journalist. Seit fast zehn Jahren moderiert Fischer-Meny im Auftrag des katholischen Erzbistums Hamburg die wöchentliche Kirchensendung des Hamburger Privatsenders "Alsterradio". Daher kann er sich seine Zeit weitgehend frei einteilen.
Fischer-Meny entdeckte seine Hörnchen nach einem Besuch in der Jugendherberge am Stintfang, oberhalb des Hamburger Hafens. "Wir haben schnell Freundschaft geschlossen", sagt er, "sie haben mich fasziniert." Mit einer kleinen Handkamera filmte er von Beginn an die Begegnungen und veröffentlichte sie auf Youtube und Facebook  – und hatte prompt eine wachsende Fangemeinde, bis nach England, Israel und Australien.

Schon 300 Eichhörnchen-Filme veröffentlicht

Knapp 300 Film-Beiträge  sind es mittlerweile schon geworden. Eichhörnchen in Zeitlupe, Nüsse nagend, Wurzeln knabbernd, Melone lutschend – im Sprung von Ast zu Ast, Bäume hoch und runter jagend: "Sie sind frei, wild und zutraulich zugleich – und machen vieles mit", sagt Fischer-Meny.
Einmal ließ er eine Handvoll Nüsse in einem ferngesteuerten Mini-Lkw durch den Park fahren: Hightech für die Hörnchen, aber auch ein prima Spiel: "Spiderhorn" holte sich eine Nuss von dem seltsamen Gefährt – ein echtes Abenteuer für alle Beteiligten samt Fangemeinde. 
Selbstverständlich hat er seinen Nüsse-Naschern Namen gegeben. "Mutti-Horn" hatte gerade mehrfachen Nachwuchs in diesem Frühjahr, "Zutraulich-Horn" und "Resident-Horn" stöbern gern in seiner wohlgefüllten Futtertasche  oder fressen ihm aus der Hand. Am liebsten ist ihm jedoch "Spiderhorn", weil es das flinkste, frechste und zugleich vertrauteste seiner Eichhörnchen ist: "Spiderhorn kraxelt auch an steilen Hausfassaden hoch und runter, und es macht puren Spaß, ihm zuzusehen."

Nüsse-Nachschub via Internet

Fischer-Meny ist mittlerweile zu einem Experten in Sachen Eichhörnchen geworden. Über die sozialen Netzwerke hält er Kontakt zu Hörnchen-Zentren und Wildtier-Stationen bundesweit. Wenn hierzulande die Geschäfte keine frischen Nüsse im Angebot haben, bezieht er seinen Nachschub gleich kiloweise über Großhändler im Internet – Haselnüsse, Walnüsse oder Sonnenblumenkerne.
In einigen Bäumen seines "Rotfellbezirks" hat er spezielle Eichhörnchen-Futterstationen aufgehängt – und mit Freude registriert, dass dies auch schon in Fernsehserien Eingang fand: Das ARD-"Großstadtrevier" drehte ebenso wie der ZDF-"Notruf Hafenkante" in seinem Hörnchenwald, und beide zeigten in Kameraschwenks seine Futterstationen. Sehr viel schöner, genauer und liebevoller sind Fischer-Menys Hörnchen-Filme: Sie machen schlicht gute Laune – dank "Spiderhorn und Co".