So laufen die Konfirmationen unter Corona
Nur wenige Jugendliche werden pro Gottesdienst eingesegnet, was für die Pastoren viel Arbeit bedeutet. Auch die große Familienfeier muss ausfallen. Doch die besonderen Bedingungen haben die Kreativität der Gemeinden gefördert.
Bad Segeberg/Eckernförde/Hamburg. Es kommt einiges zu auf die Pastoren von Eckernförde. Im vergangenen Jahr sagte die Gemeinde St. Nicolai alle Konfirmationen ab, in der Hoffnung, sie zwölf Monate später unter einigermaßen normalen Bedingungen nachholen zu können. Daraus wird nichts – und jetzt werden in den kommenden Wochen gleich 90 Konfirmanden aus zwei Jahrgängen eingesegnet. „Das wird sportlich“, so Pastor Ullrich Schiller.
Gemeinsam mit zwei Kollegen und einer Vikarin konfirmiert Schiller die Jugendlichen ab Mitte Mai bis in den Juni, aus Hygienegründen immer nur wenige Konfis pro Gottesdienst. In die Kirche darf jeder Konfirmand nur acht Begleitpersonen mitbringen. Doch in Eckernförde hoffen sie auf schönes Wetter im norddeutschen Frühling: Bei Sonnenschein sollen die Feiern nämlich am Strand stattfinden, der nur ein paar Schritte von der Kirche entfernt liegt. Dort dürfen dann 18 Personen pro Konfirmand dabei sein – am Tag vorher wird das entschieden. Auch Singen mit Maske sei unter freiem Himmel erlaubt, sagt Schiller.
Gemeinden verschieben Termin
Nicht nur in Eckernförde, sondern überall im Norden müssen Kirchengemeinden auch 2021 Konfirmation unter Corona-Bedingungen feiern. Das machen sie auf ganz unterschiedliche Weise, sagt Pastorin Irmela Redhead, die Beauftragte der Nordkirche für Konfirmandenarbeit. Manche Gemeinden würden jetzt anfangen und in kleinen Gruppen feiern, meist in der Kirche oder bei schönem Wetter draußen. Doch die Mehrheit verschiebt laut Irmela Redhead die Feiern, entweder auf einen Termin kurz vor den Ferien oder in den späten Sommer. Sie hoffen dann auf gutes Wetter und vor allem darauf, dass die Pandemie-Lage sich wegen der Impfungen entspannt hat, erläutert die Pastorin, die als Vertretung einen Konfirmationsjahrgang in Hamburg-Billwerder betreut und die Jugendlichen erst Ende Juni einsegnet.
Der traditionelle Konfirmationstermin in den Wochen nach Ostern ist für Irmela Redhead „nicht in Stein gemeißelt“. Es könne durchaus passieren, dass Gemeinden an einem späteren Termin gefallen finden werden und nach der Pandemie dabei bleiben. „Es spricht nichts gegen Konfirmationen im Sommer“, sagt Redhead.
Das größte Problem der Konfirmationen 2021 sind dabei gar nicht die Gottesdienste. Denn die Gemeinden haben inzwischen viel Erfahrung mit den Hygieneregeln. „Wegen der Kontaktverbote muss die große Feier ausfallen“, bedauert Irmela Redhead. Das sei für die Jugendlichen eine riesige Enttäuschung, denn ein Fest mit Freunden und Verwandten gehöre zu einer Konfirmation einfach dazu.
Pastorin erfindet „kontaktlosen Segen“
Doch die Corona-Konfirmationen haben für Irmela Redhead auch eine positive Seite: „Es ist viel Kreativität gewachsen“, freut sie sich. Die aktuellen Gottesdienste seien oftmals nicht mehr so steif und würden besser auf die Konfirmanden eingehen, was sich zum Beispiel in Musikwünschen äußere.
Auf kreative Weise wird etwa in der Kirchengemeinde Bad Segeberg gesegnet. Einen „kontaktlosen Segen“ hat Pastorin Rebecca Lenz dafür entwickelt. Von der Christus-Figur an der Decke der Kirche wird während der Konfirmation ein goldener Reifen heruntergelassen, an dem Krepp-Bänder hängen. Jeder Jugendliche greift nach einem Band und wird dann gesegnet von Pastorin Lenz, die das symbolische andere Ende in der Hand hält.
Wann die Jugendlichen konfirmiert werden, dürfen sie in Bad Segeberg selbst entscheiden: entweder in diesem Jahr oder erst 2022, verbunden mit der Hoffnung auf eine normale Feier.