So kommt der Garten tierfreundlich durch Herbst und Winter

Wer Beete und Balkonkästen besitzt, sollte im Herbst und Winter Unordnung dulden. Denn welkes Gestrüpp und alte Früchte sichern vielen Tieren das Überleben. Dennoch darf der naturnahe Gärtner nun draußen aktiv werden.

Zugegeben: Jetzt im Herbst wirkt vieles im Garten und auf dem Balkon welk und abgestorben. Ist es ja auch: Denn zahlreiche Pflanzen überleben bloß eine Vegetationsperiode oder gehen in der kalten Zeit zumindest oberirdisch ein. Das heißt aber nicht, dass vertrocknete Blätter und Stängel ohne Leben wären. Im Gegenteil: Diese Strukturen sind für viele Tiere sehr bedeutsam.

„Für die Artenvielfalt sind mehrjährige Blühflächen, deren verblühte Stauden über den Winter stehen bleiben, sehr wertvoll“, erklärt Franziska Back vom bayerischen Naturschutzverband LBV. „Denn Insekten brauchen nicht nur Nahrung: Auch Plätze, an denen sie ihre Eier ablegen oder überwintern können, sind wichtig. Die Dreizahn-Stängelbiene baut ihre Nester beispielsweise in markhaltigen, dürren Stängeln.“ Sie sei deshalb darauf angewiesen, dass abgestorbene Pflanzen stehen blieben. „Nur so können sich ihre Nachkommen vollständig entwickeln und im kommenden Jahr selbst eine neue Generation aufziehen.“

Zudem nutzten überwinternde Vögel alte Blühflächen zum Rasten und Futtern. „Im Herbst und Winter tummeln sich oft Stieglitze, Bluthänflinge oder Buchfinken an den Samenständen der Pflanzen.“ Zudem rät der LBV dazu, vermeintlichen Biomüll liegen zu lassen: Laub, Ast- und Heckenschnitte böten Insekten und Igeln einen Unterschlupf in der kalten Saison.

Liegen lassen gilt laut der Umweltschutzinitiative „Deutschland summt“ auch für Fallobst. Darauf flögen nicht nur Wespen und Hornissen, sondern auch Falter wie der Admiral. „Igel als Fleischfresser werden wiederum von Insekten angezogen.“

Wider den Aufräumwahn – so lautet also das Motto des naturnahen Gärtnerns. Däumchendrehen ist deshalb aber nicht angesagt. Stattdessen lassen sich jetzt Knollen und Zwiebeln setzen. So ist für eine frühe Blüte im nächsten Jahr gesorgt – und damit für die wesentliche Grundlage vieler Ökosysteme.

Also rein in die Rabatten und Löcher in den Boden buddeln, solange der noch nicht gefroren ist. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) gibt fünf Tipps für ökologisch wertvolle Blumen:

Das heißt auf Französisch „Schneebohrer“ – ein passender Name, denn ab Februar durchbrechen die Knospen dieser Pflanze die Flockendecke. Wie der Schnee strahlt auch die Blume weiß. Das ist für Insekten kein Problem, wie der Kosmos-Naturführer „Was blüht denn da?“ erklärt. Die Blüten reflektieren demnach UV-Licht, was die Sechsbeiner anlockt.

Der lässt seine goldgelben Blüten ebenfalls ab Februar leuchten. Sie dienen vor allem Bienen als Nektartankstelle. Interessant: „Die Blüten öffnen sich bei Tag und gutem Wetter und schließen sich bei Nacht und schlechtem Wetter“, schreibt der Kosmos-Führer. Dadurch wüchsen die Blütenblätter. „Während der bis zu einer Woche dauernden Blütezeit können sie ihre Länge verdoppeln.“

Der erscheint mal weiß, mal purpur-violett, und zwar ab März. Nicht nur seine Blüten ernähren Insekten, sondern auch sein dekorativ gefiedertes Laub. Daran fressen etwa die Raupen des gefährdeten Schwarzen Apollofalters. Auch Ameisen gefällt der Lerchensporn. Denn dessen Samen haben nährstoffreiche Anhängsel, die sie als Futter verschleppen. Auf diese Weise breitet sich die Pflanze aus.

Der treibt ab April weiße Blüten, die viele Krabbeltiere anziehen – aber nur bei Sonnenschein. Bei trübem Wetter schließen sie sich und bestäuben sich selbst. Ein anderer Titel für die Art ist „Stern von Bethlehem“.

Bei der oder dem kommt der Name nicht von ungefähr: Die im April erscheinenden purpurnen Blüten tragen weiße Flecken, die an das Spielbrettmuster oder auch an ein Vogelgelege erinnern. Die Art braucht ungedüngte feuchte Wiesen. Da es die in freier Wildbahn kaum mehr gibt, gilt sie als bedroht.

Noch eine Warnung: Alle aufgeführten Pflanzen sind giftig. Genießen sollten Mensch und Haustier sie also nur optisch. Sonst droht man zu enden wie die abgestorbenen Stängel vom Herbst. Die dürfen dann im Frühjahr weggerupft werden, damit die neuen Blüten Licht und Geltung bekommen.