So klingt die Reformation auf Plattdeutsch
Vor 500 Jahren entstand Joachim Slüters niederdeutsches Gesangbuch in Rostock. Nun kann man die Lieder hören – auf einer CD von Rostockern Chören. Dafür mussten die Sänger extra Platt lernen.
Rostock. 500 Jahre nach ihrer Entstehung sind sie wieder zu hören: Lieder aus dem Gesangbuch des Rostocker Reformators Joachim Slüter. 1525 publizierte Slüter dieses erste niederdeutsche Gesangbuch. Er hat Liedtexte Martin Luthers ins Niederdeutsche übersetzt. Jedes Lied hat eine letzte Strophe zusätzlich von ihm erhalten, es erklingt immer die Doxologie: „Ehre sei dem Vater und dem Sohn …“.
Die Chorsätze sind von Luthers Mitstreiter Johann Walter. Auf der im Frühjahr vergangenen Jahres aufgenommenen CD sind natürlich nicht alle Lieder aus diesem Gesangbuch zu hören – sondern ausgewählte Stücke, dargeboten einstimmig gesungen von der Kurrende und vom Motettenchor der St.-Johannis-Kantorei Rostock unter der Leitung von Kantor Markus Johannes Langer.
Publikum begeistert
Die Auswahl stammt von Markus Langer und Professor Franz-Josef Holznagel, der als Germanist dieses Projekt auf den Weg brachte. Aufgeführt wurden sie bereits innerhalb des gemeinsamen Projektes „Ex auditu“ von Theologieprofessor Eckart Reinmuth und Kantor Professor Markus Johannes Langer anlässlich des Reformationsjubiläums im November vergangenen Jahres in der Rostocker Nikolaikirche, wo sie von einem großen Publikum begeistert aufgenommen wurden.
Das Besondere an dieser CD sei nicht nur, dass diese Musik nach 500 Jahren wieder zu hören ist, sondern auch, dass sowohl die rund 70 Kinder der Kurrende und die 50 Erwachsenen des Motettenchores das Plattdeutsch von vor 500 Jahre lernen mussten wie eine Fremdsprache.
Spielerisch Plattdeutsch gelernt
„Fast spielerisch lernten es die Kinder“, sagt Markus Langer. Die Erwachsenen hätten es schwerer gehabt mit der ungewohnten Sprache, die auch Plattdeutsch Kundigen wenig vertraut vorkommt. Geübt hat das 500 Jahre alte Nierderdeutsch Franz-Josef Holznagel, Professor für deutsche Sprach- und Literaturgeschichte des Spätmittelalters im medien- und kulturgeschichtlichen Kontext an der Universität Rostock. Von ihm stammt auch das ausführliche 48-seitige Booklet, in dem die Übersetzung aller eingespielten Stücke zu finden ist, sowie eine historische Einordnung des niederdeutschen Gesangbuches Slüters und weiterführende Literatur.
Die CD richte sich gleichermaßen an Fachwissenschaftler wie an ein breites Publikum und präsentiere eine von Hartmut Möller wissenschaftlich begleitete Einspielung, heißt es. Möller ist Professor für Musikwissenschaft an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock. Seine Forschungsschwerpunkte liegen neben der Musik des Mittelalters und des 15. und 16. Jahrhunderts in der Neuen Musik und Popularmusik des 20. und 21. Jahrhunderts sowie in der Theorie der Musikgeschichtsschreibung.
Zusätzlich zu den Slüter-Liedern ist der Kantor der Marienkirche Karl-Bernhardin Kropf mit improvisierten Präludien im Stil der damaligen Zeit zu hören.
Info
Die CD „Wie klingt die Reformation im Norden? Aus Joachim Slüters Gesangbuch von 1525, mit Chorsätzen von Johann Walter“ kann zum Preis von 20 Euro über die Evangelische Bücherstube bezogen werden.
Die Evangelische Bücherstube gehört zur Evangelischen Zeitung.