So bewerten Bayerns Bischöfe die Austrittszahlen

Die katholische Kirche im Freistaat hat vergangenes Jahr rund 107.000 Mitglieder verloren. Die Bischöfe reagieren darauf mit Betrübnis – und mühen sich, positive Entwicklungen in den Blick zu nehmen.

Sie sind zwar kein neuer Rekord, aber weiterhin hoch: Am Donnerstag hat die katholische Deutsche Bischofskonferenz die Austrittszahlen für 2023 veröffentlicht. In Bayern hat die katholische Kirche demnach 106.663 Mitglieder verloren. Das sind 46.923 weniger Austritte als im Vorjahr, das ist aber dennoch der zweithöchste Wert der Geschichte. Was die Bischöfe im Freistaat dazu sagen? Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert wesentliche Aussagen:

Der Münchner Generalvikar , Stellvertreter von Erzbischof Reinhard Marx, zeigte sich “verhalten optimistisch”. Der starke Rückgang der Katholikenzahlen aus dem Jahr 2022, zu dessen Beginn die zweite Missbrauchsstudie für das Erzbistum veröffentlicht worden war, habe sich nicht fortgesetzt. Doch jeder Austritt sei schmerzhaft. Er hoffe, “dass es bei den Gläubigen im Erzbistum ankommt, dass für uns die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch, die Hinwendung zu den Betroffenen und die Prävention zentrale Anliegen sind und bleiben”. Die Erzdiözese wolle die positive Kraft des Glaubens und des Kirchenlebens für die Menschen erfahrbar machen.

Der Bamberger Erzbischof bewertete die Zahlen als Abbild einer gesellschaftlichen Entwicklung, die eine fundamentale Veränderung der Rolle der Kirche zur Folge haben werde. Mit weniger Gläubigen, weniger Seelsorgern und weniger Finanzmitteln werde die Kirche neue Wege finden müssen, die noch vorhandenen Ressourcen effektiv einzusetzen. “Auch wenn es die Volkskirche, wie wir sie aus der Vergangenheit kennen, so nicht mehr geben wird, wollen und werden wir die Frohe Botschaft des Evangeliums in der Welt leben, verkünden und sichtbar halten.” Damit die Kirche auch unter den veränderten Umständen handlungsfähig und relevant bleibe, müsse sie sparen.

Der Augsburger Bischof erklärte: “Ich trauere um jeden Menschen, der uns verlässt. Aber ich freue mich, dass im vergangenen Jahr der negative Trend abgemildert wurde.” Vielleicht habe das in seiner Diözese zu Ehren des Bistumspatrons gefeierte Ulrichsjubiläum “mit seinen vielfältigen Angeboten, den Glauben gemeinsam zu feiern, etwas dazu beigetragen, dass die Menschen die Schönheit und den Trost einer Gemeinschaft im Glauben neu entdeckt haben”, so Meier weiter. Er ergänzte, er sei erfreut über die wachsende Zahl der Gottesdienstbesucher, die 2023 wieder annähernd das Vor-Corona-Niveau erreicht habe.

Der Passauer Bischof nannte es eine gute Nachricht, dass die Austrittszahlen des Rekordjahrs 2022 deutlich zurückgegangen seien. Dennoch gelte: “Wir werden Jahr für Jahr weniger.” Denn dazu komme, dass es immer mehr Verstorbene als Neugetaufte gebe. Positiv wertete er die im Bistum eingeführte Firmung ab 16 Jahren. Nach einem ersten Jahr mit einer überschaubaren Zahl von Firmlingen sei nun ein Durchbruch gelungen. So hätten sich 2.075 Mädchen und Jungen im Bistum firmen lassen und sich dabei persönlich eingebracht. Dieses Engagement sei von hohem Wert.

Der Würzburger Bischof sagte: “Viele Menschen erachten die Gemeinschaft der Kirche als nicht mehr relevant für ihr Leben. Das ist eine bittere Erkenntnis, die mich als Bischof sehr nachdenklich stimmt.” Das Vertrauen in die Institution Kirche sei bei vielen Menschen massiv beschädigt. Jung ergänzte, er danke allen kirchlich Engagierten, die versuchten, der Welt Hoffnung zu schenken in einer Zeit der Unsicherheit. Damit zeigten sie, dass die Kirche als Gemeinschaft für viele Menschen nach wie vor lebenswichtig sei. “Wir dürfen darauf vertrauen, dass Christus uns auch in schweren Zeiten entgegengeht und seine Gemeinschaft anbietet”, betonte der Bischof.

Von den Bischöfen aus Regensburg und Eichstätt, und , gab es zunächst keine Stellungnahmen.