“Sieben Winter in Teheran” bekommt Menschenrechts-Filmpreis
Der Dokumentarfilm „Sieben Winter in Teheran“ von Steffi Niederzoll erhält den Deutschen Menschenrechts-Filmpreis 2024 in der Kategorie Langfilm. Der Film berichte über die 19-jährige Reyhaneh Jabbari, die einen Mann, der sie vergewaltigen will, in Notwehr ersticht, teilte die Jury am Dienstag mit. Die Frau werde des Mordes angeklagt und zum Tode verurteilt. Ihr Kampf für die Rechte der Frauen spiegele den Kampf so vieler Frauen wider, nicht nur im Iran, urteilte die Jury. Steffi Niederzoll gelinge es meisterhaft, „eine Unmittelbarkeit der Schilderung herzustellen, die niemanden unberührt lässt“.
In der Kategorie Bildung wird der Film „Fünfzehn Minuten“ von Sejad Ademaj ausgezeichnet. Er verbinde die Themen Suizid und Abschiebung und habe das Potenzial, „unser Menschenrechtsbewusstsein wachzuhalten“, urteilte die Jury. Der Film erzählt von Jasmina und ihrer Familie, bei der eines Abends die Polizei vor der Tür steht und die Familie innerhalb der nächsten 15 Minuten abschieben will. Jasmina hatte sich gerade auf eine Klassenfahrt nach Berlin gefreut.
In der Kategorie Kurzfilm zeichnet die Jury „Zelle 5 – Eine Rekonstruktion“ von Mario Pfeifer aus. Er behandelt den Tod des Asylbewerbers Oury Jalloh in einer Arrestzelle in Dessau. Ein im Rahmen der Filmproduktion entstandenes Gutachten sei mittlerweile Teil der Klage der Familie Oury Jallohs am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg.
Als einen „erfrischenden“ Beitrag, der dem Rechtsruck in Deutschland ein filmisches „Gemeinsam können wir das schaffen“ entgegensetze, bezeichnet die Jury den Gewinner-Film in der Kategorie Magazin mit dem Titel „Migrationskrise? Eine Gemeinde zeigt, wie es geht“. Helmut Kordes und Julius Baumeister berichten aus dem oberbayerischen Hebertshausen, wo ein Dorf mehr Flüchtlinge beherbergt als gefordert und damit nicht überfordert sei.
Lilith Kugler erhält für ihren Streifen „Hausnummer Null“ den Hochschulpreis. Sie porträtiere Chris, einen obdachlosen, heroinsüchtigen jungen Mann in Berlin, als einen Menschen mit Träumen und seelischen Wunden, urteilt die Jury. Zugleich stelle der Film dar, wie hart das Leben in der Obdachlosigkeit und in der Drogenszene sei. Kuglers Film mache es für eineinhalb Stunden unmöglich, wegzusehen.
„Alles gehört zu dir“ von Hien Nguyen und Mani Pham Bui gewinnt den Preis in der Kategorie „Non Professional“. Die Vietnamesin Yen schaut auf eine Kindheit und Jugend zurück, in der sie als migrantisches Kind um Akzeptanz und Zugehörigkeit in Deutschland ringt.
Der Deutsche Menschenrechts-Filmpreis wird in sechs Kategorien verliehen. Für den alle zwei Jahre stattfindenden unabhängigen Medienwettbewerb waren diesmal 420 Produktionen eingereicht worden. Die Verleihung findet am 7. Dezember in der Nürnberger Tafelhalle statt. Kabarettist und Fernsehmoderator Christoph Süß moderiert, Schirmherrin ist die Schauspielerin Katja Riemann.
Zu den Trägern des Preises gehören Organisationen der Menschenrechts-, Bildungs-, Kultur- und Medienarbeit, kirchliche Organisationen, Gewerkschaften und Wohlfahrtsverbände. Die Geschäftsführung liegt bei der Evangelischen Medienzentrale Bayern. (00/3435/12.11.2024)