Sie machen sich ihren eigenen Kopf

Häuser der Offenen Tür in evangelischer Trägerschaft ermöglichen Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft und Prägung Miteinander und Austausch. Ungezwungen. Durchaus nicht konfliktfrei. Aber mit Gewinn. Und Chancen auch für Ortsgemeinden

Im Eingangsbereich des Hauses ist eine „Tankstelle für die Seele“ aufgestellt. Einfache, ständig wechselnde inhaltliche Impulse liegen dort aus.
Daneben gibt es eine Hör-Bar: Hörbar sind aktuelle Hits mit religiösen, zumeist christlich entschlüsselbaren Texten. Ein Beispiel: Adel Tawil stellt in seinem 2017 veröffentlichten Song „Ist da jemand“ unter anderem diese Fragen:

Ist da jemand,
der mein Herz versteht?
Und der mit mir
bis ans Ende geht?
Ist da jemand,
der noch an mich glaubt?
Ist da jemand?
Ist da jemand?
Der mir den Schatten
von der Seele nimmt?
Und mich sicher
nach Hause bringt?
Ist da jemand,
der mich wirklich braucht?
Ist da jemand?
Ist da jemand?

Offene Kinder- und Jugendarbeit in evangelischer Trägerschaft will den Besucherinnen und Besuchern sagen: Ja, hier ist jemand. Ja, wir sind da. Bei uns bist du richtig. Bei uns darfst du abhängen, so sein wie du bist. Und wenn du es brauchst, helfen und begleiten wir dich in deinen Problemen, bei deinem Fragen und Suchen. Wir haben als Christinnen und Christen manche Antworten für uns gefunden, aber du bist es wert, dass wir gemeinsam für dich und vor allem mit dir neu suchen. Wir stehen für das, was wir glauben: Wir sind angenommen, und deshalb nehmen wir dich wahr und ernst!
So sind die Häuser der Offenen Tür in evangelischer Trägerschaft sehr häufig Herbergen, die ausgegrenzten Kindern und Jugendlichen eine Chance geben. Deshalb sind sie nicht nur auf die Kirchengemeinde und deren Interessen bezogen, sondern sie entwickeln ihre Konzepte unter Berücksichtigung der Bedarfe der Kirchengemeinde, der Stadt oder des Sozialraumes und der Kinder und Jugendlichen.
Häuser der Offenen Tür sind integrierter und integrierender Bestandteil der Jugendarbeit, sie sind somit Kirche in der Öffentlichkeit. Deshalb werden sie vom Land NRW und den Kommunen gefördert, manchmal mit bis zu 100 Prozent.
Weil Offene Türen in ihrem Sozialraum allen offen stehen, gehören schon immer auch solche Besucherinnen und Besucher dazu, die die multireligiöse und multikulturelle Ausdifferenzierung unserer Gesellschaft abbilden. Kindheit und Jugend in Westfalen ist heute multireligiös, multikulturell und fluide.
So findet in den Einrichtungen sehr häufig der so oft propagierte „Dialog der Religionen“ sehr praktisch statt: als gemeinsame Bewältigung des Alltags. Gelingendes gemeinsames Leben wird erprobt, erlitten und erfahren.
Das ist nicht konfliktfrei, führt auch nicht immer zum gewünschten Ziel. Hierbei wird immer wieder deutlich werden, dass das Leben nicht im Vorhandenen aufgeht.  In der Wahrnehmung der spirituellen Fragen der Kinder und Jugendlichen in solchen Diskursen bieten religiös sensible Mitarbeitende spirituelle Experimente an, aus denen Glaubenserfahrungen wachsen können.

Offene Arbeit ist eine echte Chance, wenn man die Möglichkeiten nutzt!