SH: Kabinett stimmt Aktionsplan Ostseeschutz 2030 zu

Schleswig-Holsteins Kabinett hat am Dienstag dem Aktionsplan Ostseeschutz 2030 zugestimmt. Der Plan der Landesregierung sieht unter anderem vor, dass 12,5 Prozent der schleswig-holsteinischen Ostsee unter strengen Schutz gestellt werden sollen, wie die Staatskanzlei mitteilte. Umweltverbände zeigten sich enttäuscht. „Statt eines großen Wurfs“ erfolge „nur ein kleiner Schritt“, erklärten sie gemeinsam.

Drei marine Naturschutzgebiete sollen den Angaben zufolge neu eingerichtet werden. Ihre Flächen beliefen sich auf knapp acht Prozent der Ostseefläche Schleswig-Holsteins, hieß es. Sie befänden sich im Gebiet Schlei bis Gelting, südliche Hohwachter Bucht und westlich von Fehmarn. Zudem sollen drei der bereits ausgewiesenen „Natura2000“-Gebiete einen strengeren Schutzstatus erhalten. Diese Flächen, die 4,5 Prozent der Ostseefläche ausmachten, lägen bei der Sagasbank, beim Stoller Grund und in der Geltinger Bucht.

Mit der Ausweisung der Gebiete sollen insbesondere Rückzugs- und Ruheräume für Tiere und Pflanzen entstehen. Die jeweiligen Maßnahmen würden speziell auf die Schutzbedürfnisse der einzelnen Gebiete abgestimmt. Baden, Schwimmen, Tauchen, Strandnutzungen und Strandangeln blieben wie im bisherigen Umfang erlaubt. Die Fischerei werde in allen diesen Gebieten verboten, hieß es. Auch die Industriefischerei werde untersagt. Einträge von Nähr- und Schadstoffen sollen reduziert werden.

Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) erklärte, von dem Aktionsplan würden „die Menschen, die Meeresnatur und unsere regionale Wirtschaft“ profitieren. Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) kündigte an: „Wir schaffen erstmals echte Ruheoasen für eine europaweit einzigartige, marine Tier- und Pflanzenwelt. Mit dem Aktionsplan stärken wir nicht nur den Ostseeschutz in unserem Land. Wir übernehmen auch international Verantwortung für diesen einzigartigen Naturraum.“

Für die Belange des Naturschutzes in und an der Ostsee ist das Konzept aus Sicht schleswig-holsteinischer Umweltverbände unzulänglich. Notwendig sei ein strenger Schutz für die Küstengewässer und für bestimmte Strandabschnitte, damit sich die Ökosysteme an den Küsten und auf See vom stetig hohen Druck sämtlicher Nutzergruppen erholen können, erklärten BUND, Nabu, WWF, die Naturschutzgesellschaft Schutzstation Wattenmeer, der Verein Jordsand und der Landesnaturschutzverband Schleswig-Holstein. Dazu gehöre neben insgesamt 30 Prozent nutzungsfreier Zone unter anderem die Zusage, dass in den Küstengewässern Schleswig-Holsteins künftig keine Stellnetzfischerei mehr stattfindet.

Hans-Ulrich Rösner, Leiter des Wattenmeerbüros des WWF Deutschland, sagte: „Schade, ein Nationalpark wäre die beste Lösung und eine große Chance für Natur und Mensch an der Ostsee geworden.“ Jetzt komme „nur ein deutlich kleinerer Wurf, aber immerhin ein Fortschritt für den Naturschutz“.