Artikel teilen:

Seyla Benhabib erhält Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken

Eine Philosophin mit politischem Blick: Seyla Benhabib beschäftigt sich mit Migration, Feminismus und Konflikten – und bekommt dafür den Hannah-Arendt-Preis 2025.

Die Philosophin Seyla Benhabib (75) erhält den Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken 2025. Die emeritierte US-amerikanische Professorin sei eine “herausragende politische und philosophische Intellektuelle”, teilte der Hannah Arendt Verein für politisches Denken am Montag zur Begründung in Bremen mit. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wird am 9. Dezember im Bremer Rathaus übergeben.

Mit dem Hannah-Arendt-Preis werden Menschen geehrt, die in der Tradition der jüdischen deutsch-US-amerikanischen Politologin zu öffentlichem politischem Denken und Handeln beitragen. Das Preisgeld wird von der Heinrich-Böll-Stiftung und der Stadt Bremen gestiftet.

Benhabib wurde 1950 in Istanbul in eine sephardisch-türkische Familie geboren. Sie lehrte an der Harvard University, an der New School for Social Research und der Yale University Politikwissenschaft und Philosophie. Seit ihrer Emeritierung forscht Benhabib in New York an der Columbia Law School.

Laut der international besetzten Jury sind die aktuellen zentralen politischen Herausforderungen Ausgangspunkt für Benhabibs Analysen zu Migration, Feminismus, politischer Zugehörigkeit und internationalen Konflikten. Wo andere zur Zuspitzung neigten und Gegensätze verhärteten, mache sie auf Zwischentöne aufmerksam und berücksichtige die Vielfalt von Perspektiven.

Im vergangenen Jahr hatte der Hannah Arendt Verein die Preisvergabe mit der Begründung ausgesetzt, sich neu strukturieren zu wollen. Hintergrund waren Antisemitismus-Vorwürfe gegen die Preisträgerin des Jahres 2023, die russische Journalistin Masha Gessen. In der Folge war der aus vier Personen bestehende Altersvorstand des Vereins zurückgetreten.

Vor der Preisverleihung an Gessen war bekannt geworden, dass sie den Gazastreifen mit NS-Zwangsghettos für Juden in Osteuropa gleichgesetzt hatte. Zudem wurde ihr vorgeworfen, die Gegenwehr Israels nach dem Hamas-Terror vom 7. Oktober 2023 zu skandalisieren. Der Bremer Senat und die Heinrich-Böll-Stiftung hatten daraufhin die feierliche Verleihung abgesagt. Der Verein hatte Gessen den Preis trotzdem überreicht. Laut der Vereinsvorsitzenden Waltraud Meints-Stender ist die neu berufene Jury nun breiter aufgestellt. Sie sei sensibler für Antisemitismus.