Sexualisierte Gewalt: 49 Beschuldigte in mitteldeutscher Kirche

Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) begrüßt die am Donnerstag veröffentlichte ForuM-Studie eines Forschungsverbunds zu sexualisierter Gewalt im Raum der evangelischen Kirche. Er wolle hinsehen, wahrnehmen und dann einstehen dafür, was geschehen sei, sagte Landesbischof Friedrich Kramer am Donnerstag in Erfurt. Die Kirche müsse sich mit dem konfrontieren lassen, was Betroffene durchlitten und welch furchtbare Folgen das für ihr gesamtes Leben habe.

In der EKM seien bei der Auswertung von mehr als 9.000 Personalakten von Pfarrpersonen aus den Jahren 1946 bis 2020 insgesamt 49 Beschuldigte und 125 Betroffene ermittelt worden. Dies sei aber nur das Hellfeld sexualisierter Gewalt, sagte Kramer: „Wir müssen mit einem sehr viel größeren Dunkelfeld rechnen. Wir werden die Studie genauestens auswerten.“

Die EKM verfolge die Aufarbeitung sowie Prävention von sexuellem Missbrauch konsequent und strukturiert. So habe sie bereits 2013 ein „Unabhängiges Entscheidungsgremium für ergänzende Hilfeleistungen für Opfer sexualisierter Gewalt innerhalb der Kirche“ einberufen. Betroffene erhielten eine Anerkennungsleistung, mit der die EKM das erfahrene Leid anerkenne.

Ebenso seit 2013 gebe es ein umfangreiches Präventions-Konzept. Im Frühjahr 2021 sei durch die Landessynode das Kirchengesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt verabschiedet worden. Seit zwei Jahren gebe es eine Ansprechstelle zum Schutz vor sexualisierter Gewalt sowie eine gemeinsame Meldestelle der EKM, der Kirche Anhalts und der Diakonie Mitteldeutschlands bei einem externen Dienstleister.