Senta Berger: Nein zu Gendern – Digitalkommunikation fehlt Ethik

Schauspielerin Senta Berger (82) sieht die Digitalisierung skeptisch. „Die Digitalisierung prägt die westliche Welt“, sagte sie der „Augsburger Allgemeinen“ (Montag). „Bei allem Guten und Praktischen haben wir die digitale Kommunikation noch nicht in den Griff bekommen, geschweige denn haben wir Gesetze dafür. Es gibt keine Ethik, keine Moral.“

Berger äußerte sich auch zum Gendern: „Gendern entspringt doch einem schlechten Gewissen der amerikanischen Gesellschaft, die weiß, wie sie und wen sie durch Jahrzehnte und Jahrhunderte diskriminiert hat. Und nun soll Gendern eine Art von eifriger Wiedergutmachung sein“, so die Künstlerin. „Ich fürchte nur, veränderte Endsilben, Sternchen und ‚innen‘ überdecken die Inhalte, an denen sich weitgehend nichts ändert.“

Sie selbst gendere nicht, sagte Berger. „Ich liebe meine Sprache und habe genügend Selbstbewusstsein, mich auch im generischen Maskulinum wiederzufinden. Wenn andere Geschlechtlichkeiten das nicht tun, sondern ein Sternchen angemessen halten, akzeptiere ich das selbstverständlich, solange ich nicht verbindlich zu dieser Schreibform gezwungen werde.“

Auf die Frage, was junge Frauen von ihr lernen könnten, antwortete Berger: „Die jungen Frauen von heute können auf unseren Erfahrungen aufbauen und auf den Errungenschaften der Generationen vor ihnen, und das sind nicht wenige. Aber natürlich gibt es immer noch genug zu tun, um gesellschaftliche Strukturen zu verändern.“ Und weiter: „Mir fällt auf, dass sich eine Art Feminismus herausgebildet hat, der systemisch agiert und jede Diskussion ausschließt. Ich glaube an Unterschiede in der Gleichheit. Gleichstellung bedeutet nicht Gleichsetzung.“

Zum Thema Altern erklärte die Schauspielerin: „Was mich am meisten schmerzt, ist der Verlust meiner Freunde. So viele sind schon tot. Und ich freue mich an meinen Söhnen und ihren Kindern und daran, zu sehen wie es weitergeht und dass es weitergeht.“ Auf den Tod angesprochen sagte Berger: „Ich kämpfe nicht gegen die unvermeidliche Endlichkeit. Der Tod ist da, aber für mich nicht allgegenwärtig. Ich stehe im Leben.“ Berger riet zu Humor und dazu, das Alter aktiv zu gestalten und sich keine Wehleidigkeit zu erlauben. „Altsein ist zugegebenermaßen schon eine Zumutung, aber in diesem Wort steckt auch ‚Mut‘ drin. Mut ist besser als Resignation.“