Es ist eine sensible Frage: Sind Christen in deutschen Flüchtlingsheimen gezielter Gewalt von Muslimen ausgesetzt, wie das evangelikale Hilfswerk „Open doors“ behauptet? Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung kritisiert die Erhebung scharf (Seite 4) und wirft „Open doors“ vor, Behauptungen ohne Belege aufzustellen. In der Luft hängt der Vorwurf der Hetze gegen den Islam.
Sicher ist: Es gibt Gewalt in den Heimen. Sie ist der drangvollen Enge geschuldet, den Erfahrungen von Krieg und Flucht und der bedrückenden Unsicherheit. Dass Aggressionen dort aufflammen, wo Menschen zusammentreffen, die sich ihr Leben lang als Todfeinde betrachtet haben, ist kein Wunder. Das trifft sicherlich auf Muslime und Christen zu, aber auch auf Gruppierungen wie Sunniten und Schiiten oder Muslime und Jesiden.
Einseitige Schuldzuweisungen aber helfen nicht weiter und schüren ein Klima des Misstrauens und der Angst. Staat und Kirchen müssen sich darum bemühen, dass jeder Verfolgte Schutz bekommt. Egal, woher er kommt und was er glaubt.