Segen tanken auf Alltagswegen

Eine ökumenische Initiative lädt dazu ein, Gottesworte an ungewohnten Stellen zu entdecken

Endlich mal wieder: Wir haben uns in der Stadt mit Freunden verabredet. Nun sitzen wir gemütlich am Rande des Marktplatzes im Außenbereich eines Restaurants. Alle Tische um uns herum sind belegt. Es ist schön, überall diese fröhlichen, gelösten Menschen zu sehen. Und wir kommen ins Gespräch über die Folgen der Pandemie. „Corona bringt viele Menschen an ihre Grenzen. Viele sehnen sich nach etwas, was der Seele gut tut, Kraft und Ausdauer gibt.“ Wir sind uns sicher, solche Treffen mit Freunden erfrischen die Seele. Auf einmal hört man eine Turmglocke und erst jetzt fällt uns auf, wie nah wir an einer Kirche sitzen. Dieser Glockenschlag löst bei unserer Freundin eine Erinnerung aus: „Letzte Woche habe ich an der Ampel vor unserem Bäcker einen besonderen Aufkleber gesehen“, verrät sie uns: Ein schickes, goldenes Teil, auf dem zu lesen ist: Ich brauche Segen. Und man kann einen QR-Code scannen und bekommt ein Segenswort zugesprochen. Das fand ich gut.“ Wir freuen uns. Eigentlich haben unsere Freunde mit Kirche und Glaube nicht viel zu tun, aber diese „Segensstation“ hat wohl einen Nerv getroffen…

Der Aufkleber ist Teil der Initiative „Ich brauche Segen“. Segen ist eine erlebbare Kraftquelle Gottes – eine Verbindung zwischen Himmel und Erde, weitergereicht von Mensch zu Mensch, zugesagt durch Gott. Die Sehnsucht nach Segen ist auch bei Menschen vorhanden, die keinerlei kirchliche Bindung haben. Die Projekt-Idee knüpft an diese Sehnsucht an und möchte mitten im Alltag „Segenstankstellen“ aufstellen.

An dieser ökumenischen Initiative sind neben vielen evangelischen Landeskirchen und katholischen Bistümern auch einige kirchliche Verbände und Gemeinschaften beteiligt. Als Kirche möchte sie gerade jetzt Menschen auf ihren Alltagswegen etwas Gutes tun und Mut zusprechen. Segen, wo man ihn vielleicht nicht vermuten würde.
Der Aufkleber mit einem QR-Code führt auf die Internetseite www.segen.jetzt. Dort ist ein Segenszuspruch les- und hörbar. Die Segensworte wechseln zufällig immer dann, wenn die Internetseite neu geladen wird. Bisher gibt es zehn verschiedene Segensworte. Weitere sollen folgen.

Die Aufkleber befinden sich auf einer Postkarte mit jeweils drei Stickern in zwei Größen. Das Besondere: Wenn alle Sticker abgezogen sind, bleibt auf dem Untergrund der Postkarte weiterhin der Satz „Ich brauche Segen“ mit dem QR-Code lesbar. Damit bleibt der Segen symbolisch auch bei der Person, die Segen verteilt hat. Die Postkarte ist kein bloßes Abfallprodukt, sondern kann als Erinnerung behalten oder weiter verschickt werden.

Genutzt werden PVC-freies Material, Recyclingpapier und umweltverträgliche Druckfarben. Auch durch die weiterverwendbare Karte entsteht kaum Abfall.
Außerdem gibt es passende quadratische Mini-Plakate in einer Größe von 21,5 mal 21,5 Zentimetern. Diese können in Geschäften, Bäckereien, Gaststätten, Eisdielen, Schaukästen, Tankstellen, Schulen, Bildungseinrichtungen und sonst wo ausgehängt werden. Jede und jeder kann selbst Teil dieser Initiative werden und eigene „Segens­tankstellen“ in seinem Umfeld errichten.

Unsere Freundin hat ihr Handy herausgeholt. „Wohin du auch unterwegs bist, Gott lässt dich nicht im Stich, er behüte und beschütze dich“, liest sie uns vor. „Ich habe die Seite in meinem Handy gespeichert.“ Da mischt sich ihr Mann ein: „Das Design ist wirklich schön. Und ich glaube da vorne, im Schaukasten der Kirche ist auch so eine Segenstankstelle.“ Tatsächlich, jetzt sehen wir es auch. Und wir sind uns einig, nach dem Essen werden wir dem Schaukasten einen Besuch abstatten und den QR-Code selbst scannen.

Mehr Informationen zu der Initiative „Ich brauche Segen“ gibt’s im Institut für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste der EKvW unter www.igmwestfalen.de oder direkt unter www.segen.jetzt.