Segen auf dem Suchen

Über Einzelgespräche in der Militärseelsorge schreibt Christian Tröger. Er ist Militärpfarrer beim Evangelischen Militärpfarramt in Eckernförde.

Christian Tröger ist Militärpfarrer beim Evangelischen Militärpfarramt in Eckernförde
Christian Tröger ist Militärpfarrer beim Evangelischen Militärpfarramt in EckernfördeHelge Buttkereit

Eckernförde. „Gott wollte, dass die Menschen nach ihm suchen – ob sie ihn vielleicht spüren oder entdecken können“, so heißt es in der Apostelgeschichte 17, 27. Der Vers ist mir im Laufe meines Lebens wichtig geworden. Ich frage mich: Können wohl auch diejenigen, die bisher kaum etwas mit Religion oder Kirche am Hut hatten, kann vielleicht jeder Mensch in diesem Vers etwas Wahres erkennen? Dass das Suchen und Fragen, über Grenzen hinaus Ausschau zu halten, nach Sinn vielleicht, nach dem großen Ganzen, dass all das fest zu uns Menschen gehört und dass das auch sein Gutes hat?

Gott wollte, dass wir Menschen nach ihm suchen … Ich bin fest davon überzeugt, dass schon auf dem Suchen Segen liegt, nicht erst beim Finden. Gesegnet ist nicht erst derjenige, der irgendwo angekommen ist oder der glücklich ist, der irgendwie fertig ist mit den Herausforderungen, die das Leben ihn hat bewältigen lassen. Ich glaube, dass schon auf dem Suchen selbst Gottes Segen liegt.

Mit jemandem reden, der von außen kommt

Als neuer Militärpfarrer werde ich bisher vor allem als Vertrauensperson aufgesucht. Natürlich gibt es auch Gottesdienste, Taufen und Trauerfeiern, Lebenskundlichen Unterricht … Aber die Soldatinnen und Soldaten kommen zu mir in mein Sprechzimmer am Rand des Marinestützpunktes, weil sie mit jemandem reden wollen, der „nichts weitererzählt“ oder der „von außen kommt“, der „einen anderen Blickwinkel hat“. So oder so ähnlich sagen sie es dann.

Ein Mensch, der nach seinem Weg sucht

Und egal, worum genau es geht, ob um Schwierigkeiten im Dienst oder um Spannungen in der Partnerschaft, um gesundheitliche Probleme oder um irgendeine Sackgasse, in die man geraten ist…

Ich bemühe mich, den Menschen, der da zu mir gekommen ist, nicht als jemanden zu sehen, der schlicht irgendein Problem hat, das jetzt zu lösen ist. Stattdessen versuche ich, einen Menschen zu sehen, der nach seinem Weg sucht, der nach Sinn sucht und der auch ein Stück weit nach sich selbst sucht und wo er hingehört.

Schon auf dem Suchen liegt Gottes Segen – das ist, wenn auch unausgesprochen, der erste Satz in einem Seelsorgegespräch, noch bevor man sich zur Begrüßung die Hand gibt. Damit ist es dann fürs Erste religiös genug, wenn man zum Militärpfarrer geht, jedes Lebensthema ist willkommen, nicht allein explizit religiöse Fragen. Und wenn sich dann noch eine Lösung für das Problem findet, weswegen ein Soldat oder eine Soldatin gekommen ist, umso besser.