Seemannspastor ruft zum Gebet für Seeleute auf

Schon vor Ausbruch der Pandemie waren die Seeleute oft monatelang an Bord. Jetzt ist ihre Lage noch schlimmer geworden.

Ein Containerschiff im Hamburger Hafen (Symbolbild)
Ein Containerschiff im Hamburger Hafen (Symbolbild)Dimitry Anikin / Unsplash

Hamburg. Matthias Ristau, Seemannspastor der Nordkirche, hat für diesen Sonntag, 17. Mai, zur Fürbitte für Seeleute aufgerufen. Ihre Arbeits- und Lebensbedingungen seien in der Corona-Krise noch einmal „deutlich erschwert“, sagt Ristau. Bereits vor Ausbruch der Pandemie seien Seeleute oft monatelang an Bord. „Aktuell sind aber insgesamt 150.000 Seeleute auf See so gut wie gefangen“, sagte er. Fast nirgendwo dürften sie an Land, auch wenn ihre Verträge längst ausgelaufen sind. Dabei sei die Arbeit der Seeleute „nicht nur für unsere Gesellschaft unverzichtbar“, so der Seemannspastor.

Allein in Hamburg landen laut Ristau pro Jahr rund 230.000 Seeleute an, die auf Fracht-, Container- und Passagierschiffen arbeiten. Weltweit gebe es etwa 1,5 Millionen Seeleute. Schiffe transportierten über 80 Prozent der Güter für den Welthandel.

Im Seemannsclub Duckdalben können Seeleute entspannen
Im Seemannsclub Duckdalben können Seeleute entspannenStephan Wallocha / epd

„Ohne Seeleute wären die Regale in den Läden leer, und unser Land wäre arm“, sagte Ristau weiter. Monatelang arbeiteten Seeleute 70 bis 90 Stunden pro Woche bei Lärm und starken Schiffsvibrationen – damit hierzulande Smartphones, Kaffee, Bananen, Rohstoffe für Autos, Öl und vieles mehr zu kaufen sind. „Wir sollten diesen Menschen danken für die harte Arbeit, die sie für uns alle leisten“, appellierte Ristau. In seine Fürbitte will der Seemannspastor auch die Seeleute aufnehmen, die Opfer oder Geiseln von Piraten geworden sind, wie erst jüngst vor der Küste Westafrikas.

Viele ehrenamtliche Helfer

Der Seemannspastor koordiniert, berät und begleitet die Vereine der Deutschen Seemannsmission auf dem Gebiet der Nordkirche an den Standorten Hamburg-Duckdalben, Harburg, Hamburg-Altona, Brunsbüttel, Rostock, Sassnitz, Kiel und Lübeck. Die Vereine kümmern sich seit mehr als 130 Jahren um Seeleute. Auf dem Gebiet der Nordkirche sind pro Jahr mehr als 350.000 Seeleute aus über 120 Ländern zu Gast. Etwa 100.000 von ihnen erreichen die Vereine der Seemannsmission direkt durch Bordbesuche, Seemannsclubs und die Seafarer’s Lounges für die Kreuzfahrtseeleute.

20 Hauptamtliche und weit über 200 Ehrenamtliche sind in den Einrichtungen der Seemannsmission engagiert. Hinzu kommen etwa 20 junge Menschen, die ein Jahr Freiwilligendienst absolvieren. Sie besuchen die Seeleute auf den Schiffen in den Häfen, bringen Zeitungen und Telefonkarten an Bord, informieren über die Stadt und die Angebote der Seemannsmission oder bieten den Seeleuten einen Fahrdienst von und zu den Schiffen an. In den Seemannsclubs gibt es Internet für die Kommunikation in die Heimat sowie Möglichkeiten zum Entspannen und Einkaufen. Zusätzlich wird seelsorgerliche Begleitung angeboten. Die Seemannsheime der Nordkirche beherbergen pro Jahr mehr als 30.000 Seeleute. (epd)