Seelsorger wird Star eines Kriminalromans

In seinem Debüt-Roman lässt Autor Volker Pesch den Polizei-Seelsorger Tom Schroeder ermitteln, inspiriert durch einen leibhaftigen Polizei-Pastor.

Autor Volker Pesch im Greifswalder Koeppenhaus
Autor Volker Pesch im Greifswalder KoeppenhausChristine Senkbeil

Groß Kiesow. Tom Schroeder ist ein Mann Mitte Vierzig. Seine Scheidung läuft. Lange hat er als Gemeindepfarrer im Brandenburgischen gearbeitet, aber jetzt ist Zeit für etwas Neues. Für frische, blaue Luft. Mit dem alten VW-Bus und seinem Segelboot auf dem Anhänger zieht er mit Sack und Pack an die Küste. Als er sein lichtsgraues Büro bei der Greifswalder Kripo bezieht, merkt er schnell, dass die Beamten nicht gerade auf ihn gewartet haben.
Und dann meldet er auch noch Zweifel an den Ermittlungsergebnissen an – als nämlich diese Tote in einer Industriebrache gefunden wird: Ist das wirklich eine Prostituierte aus Osteuropa? Wenig spricht dafür. Für Schroeder ist völlig unklar, warum der leitende Kriminalhauptkommissar keiner anderen Spur nachgehen will. Der ist ihm ohnehin nicht wirklich sympathisch. Und was hat das alles mit der ‚Bernsteinstadt‘ zu tun, der mondänen Urlaubsanlage, die irgendwelche Investoren hier direkt an der Ostsee bauen wollen?

Kein klassischer Ermittler

Tom Schroeder ist alles andere als ein klassischer Ermittler, er schlittert vielmehr aus purer Neugierde in den Fall. Aber auf seine ganz eigene Art findet er nach und nach heraus, was wirklich dahinter steckt: viel Geld und die ganz alltägliche Korruption.
Die Idee, einen Polizeiseelsorger zum Krimi-Helden zu machen, kommt nicht von ungefähr: Autor Volker Pesch lebt in Groß Kiesow bei Greifswald, in einer Gemeinde mit dem früheren Polizei-Seelsorger für Mckelenburg-Vorpommern, Andreas Schorlemmer. Beide kennen sich, sind gemeinsam aktiv im lokalen Kulturverein. „Ich habe gelegentlich erlebt, wenn Andreas zu einem Unfallort gerufen wurde“, erzählt der Autor. Oder wenn er sehr mitgenommen von dort zurückkehrte.
„Meine Romanfigur beschreibt natürlich nicht den realen Arbeitsalltag eines Polizeiseelsorgers“, sagt Volker Pesch und winkt ab, schließlich will er seine Leser zuerst und vor allem gut unterhalten. „Aber ich fand die Perspektive spannend, denn durch diesen besonderen Job kommt der Protagonist dicht an die Polizeiarbeit heran, ist quasi immer mittendrin.“ Er muss nicht wie ein Pater Brown zufällig über die Fälle stolpern.

Zweiter Krimi schon in Arbeit

Der gebürtige Niederrheiner Pesch hat selbst eine eher ungewöhnliche Vita: Der promovierte Politologe und Historiker ist seit 2001 selbständig, unter anderem vercharterte er Segelyachten, entwickelte das Konzept des Maritimen Jugenddorfs Wieck, schrieb zahlreiche Imagebroschüren, Ratekrimis und Drehbücher für E-Learning-Module, arbeitete für die Steinbeis-Stiftung und die Landeszentrale für politische Bildung. Seit gut einem Jahr leitet er den Hansestädtischen Eigenbetrieb „Seesportzentrum Greif“.
„Ein zweiter Krimi um den Polizeiseelsorger ist gerade im Lektorat und erscheint noch in diesem Jahr, darin geht es um Landwirtschaft und Naturschutz“, verrät der 50-Jährige. „Und ich habe angefangen, über einen dritten nachzudenken, es soll dann auf‘s Wasser gehen, vielleicht nach Sassnitz und zu den Offshore-Windkraftanlagen vor Rügen.“

Lesung in Greifswald

Pesch freut sich über jede freie Minute, die er am Schreibtisch mit seinen Romanfiguren verbringen kann, auch wenn es oft ein einsames Geschäft ist. Ob sein Tom Schroeder das Zeug für einen Star wie Kurt Wallander hat, der quasi gegenüber auf der schwedischen Seite der Ostsee ermittelt – dazu lacht Volker Pesch nur auf seine zurückhaltende Art. Aber ja, vielleicht könnten die Fälle des Polizeiseelsorgers ja wirklich eine lange Küstenkrimi-Reihe füllen.
Am Montag, 20. März, erscheint Nummer 1: „Denn wer da hat, dem wird gegeben“, frei nach Matthäus 25,29. Am darauf folgenden Montag stellt Pesch das Buch im Greifswalder Literaturzentrum Koeppenhaus vor. Andreas Schorlemmer als Polizeiseelsorger a.D. moderiert den Abend.
Lesung: 27. März, 20 Uhr Koeppenhaus, Bahnhofstraße 4/5, Karten unter 03834 / 41 41 89, 3 Euro.