Ein internationales Forscherteam erhält knapp sechs Millionen Euro, um die Ursachen von Entscheidungsstörungen bei Schizophrenie und Zwangserkrankungen zu untersuchen. Das Projekt unter der Leitung des Universitätsklinikums Tübingen soll die Grundlage für neue, gezieltere Therapien schaffen, wie die Uni am Dienstag mitteilte. Die Förderung stammt von der britischen Wellcome Trust Stiftung.
Die Forschung konzentriert sich auf zwei gegensätzliche Verhaltensmuster. Menschen mit Schizophrenie fällen oft vorschnelle Urteile – ein Phänomen, das mit der Entstehung von Wahnvorstellungen in Verbindung gebracht wird. Betroffene von Zwangsstörungen hingegen sammeln oft endlos Informationen, ohne zu einer Entscheidung zu finden. Bisherige Behandlungen setzen der Mitteilung zufolge bei diesen spezifischen Problemen kaum an.
Das auf fünf Jahre angelegte Projekt startet im Februar 2026. Die Forscher wollen die Gehirnaktivität von je 150 Patienten mit Schizophrenie und Zwangsstörungen mittels Magnetresonanztomographie (MRT) aufzeichnen. Ziel ist es, den bisher größten Datensatz zu diesem Thema zu erstellen. Ein besonderer Fokus liegt auf der Rolle des Botenstoffs Dopamin.
„Unser Ziel ist es, die neuronalen Mechanismen, die zu diesen verzerrten Denkmustern führen, zu entschlüsseln“, erklärte Projektleiter Tobias Hauser. Man wolle herausfinden, ob die Symptome bei beiden Krankheiten auf ähnliche neuronale Veränderungen zurückgehen. Dies könne auch helfen, die Stigmatisierung der Betroffenen zu verringern.
An dem Projekt sind neben den Universitätskliniken in Tübingen und Hamburg das Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in Tübingen, das National Institute of Mental Health & Neuro Sciences in Bangalore (Indien) sowie die Fundació de Recerca Clínic Barcelona (Spanien) beteiligt. (1723/15.07.2025)