Schwieriges Jahr – gute Entscheidung

Zusammenschlüsse von Kirchen findet man häufiger. In der Region Schwansen bei Eckernförde haben sich vor einem Jahr gleich fünf Gemeinden zusammengeschlossen. Wie läuft es heute?

Pastorin Kirsten Erichsen und Ehrenamtler Torsten Behnke vor der Siesebyer Kirche
Pastorin Kirsten Erichsen und Ehrenamtler Torsten Behnke vor der Siesebyer KircheThorge Rühmann

Sieseby. „Es ist ein schwieriges Jahr gewesen“, sagt Pastorin Kirsten Erichsen. „So vieles war wegen der Pandemie nicht möglich, wir mussten neue Wege entdecken. Aber insgesamt lief es so, wie wir erhofft haben: Die Pastoren konnten sich untereinander austauschen und stärken, die Ehrenamtlichen auch. Vorteilhaft war die Fusion deshalb auf jeden Fall.“

Anfang 2020 war mit einem Gottesdienst mit Bischof Gothart Magaard und vielen Gemeindemitgliedern die Verschmelzung von fünf bis dahin eigenständigen Kirchengemeinden in Schwansen, der Region zwischen Eckernförde und Kappeln, gefeiert worden. Seither hat vieles die neue Gemeinde mit rund 7300 Mitgliedern bewegt – die Vorsitzende des Kirchengemeinderats, Pastorin Kirsten Erichsen, und Ehrenamtler Torsten Behnke ziehen nun Bilanz.

Hygienekonzept übernommen

Ein Beispiel für die gute Zusammenarbeit und den Austausch sei das Hygienekonzept. Das sei in einem Kirchort entwickelt worden, die anderen hätten es übernommen. Auch zur Frage, wie der Gottesdienst gestalten werden könne, seien viele Ideen zusammengekommen und ausgetauscht worden. „Das war wirklich gut“, so Erichsen. Bedauerlich sei, dass man keine „Highlights“ habe setzen können: Veranstaltungen, die den Charakter als eine Gemeinde hervorheben.

Stellen werden nicht neu besetzt

Die Pastorin lebt in Sieseby. Ihr Kirchort und weitere Teilen der Gemeinde gehören zu einem von drei Seelsorgebezirken, denen mit der Fusion besondere Bedeutung zukommt: Derzeit teilen sich fünf Pastoren die Bezirke, doch mittelfristig werden nur drei Pfarrstellen übrig bleiben – geht einer der Seelsorger in den Ruhestand, übernimmt ein Kollege den Bereich zusätzlich.

„Jeder kümmert sich um die Menschen in seinem Seelsorgebezirk“, so Erichsen. Dennoch gebe es auch Enttäuschung unter den Gemeindemitgliedern, räumt sie ein: Manche hätten den Festgottesdienst mit einer Träne im Auge gefeiert – und danach gesagt: „Jetzt muss ich erst einmal schauen, ob das etwas für mich ist.“

Andere Dimension

„Trotzdem höre ich von der Mehrheit, dass die Fusion eine gute Entscheidung war, so die Pastorin. Manchmal werde sie dazu gefragt – und freue sich darüber: „Dann kann man Ungewissheiten klären. Die meisten Menschen bei uns haben das Gefühl: Von der Fusion profitieren wir.“ Es gebe regelmäßig jeden Sonntag in einer der Schwansener Kirchen einen Gottesdienst.

Torsten Behnke engagiert sich ehrenamtlich im Kirchengemeinderat Schwansen. „Vorher war man nur für seine eigene Kirchengemeinde zuständig, jetzt denkt man auch für andere Orte mit. Es ist eine andere Dimension“, sagt er. Durch die Fusion seien Ehrenamtler zusammengekommen, die sich in ihren Fachgebieten gut auskennen. So habe man von Synergie-Effekten profitiert. Ob er anderen Gemeinden zur Fusion raten würde? Das hinge von deren Situation ab. Wie sieht es mit Pfarrstellen aus, wie mit ehrenamtlichem Engagement? „Wir brauchen Veränderung, gerade in dieser Zeit. Für uns war die Fusion sehr positiv.“

Gemeinsam geht’s weiter

Im Kirchengemeinderat arbeite man transparent und in einem engen Vertrauensverhältnis miteinander. „Man denkt nicht ‚Jetzt muss ich mich für meine frühere Kirchengemeinde einsetzen‘, sondern es ist ein gemeinsames Denken da. Und das ist Gold wert“, so Erichsen. Es gebe natürlich auch Schwierigkeiten und Herausforderungen, die es gemeinsam zu bewältigen gelte. Aber: „Die Fusion war ja kein Schlusspunkt, sondern ein Doppelpunkt, damit wir gemeinsam weiterarbeiten können. Wir sind Kirchengemeinde, und wir bleiben nicht stehen.“