Seelsorgerin für Schwerhörige: Eigene Behinderung klar kommunizieren

„Es braucht Selbstbewusstsein, um zu sagen: Ich bin schwerhörig“, sagt Beate Gärtner. Doch Betroffene sollten mit aufrechtem Kreuz sprechen.

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Hannover. Die Schwerhörigenseelsorgerin Beate Gärtner hat sich dafür ausgesprochen, dass Menschen mit Höreinschränkung ihre Situation klar kommunizieren. „Wir sollten mit aufrechtem Kreuz von unserer Behinderung sprechen, wir müssen sie aber nicht klagend vor uns hertragen“, sagte die Beauftragte der hannoverschen Landeskirche für Schwerhörigenseelsorge. Seit August hat sie ihre Position am Zentrum für Seelsorge und Beratung in Hannover inne.

Gärtner selbst hat eine erbliche Erkrankung, die dazu geführt hat, dass sie mittlerweile hochgradig schwerhörig und dadurch schwerbehindert ist. In einer Eins-zu-eins-Gesprächssituation ist die Behinderung der Pastorin, die mit einem Stellenanteil auch im Kirchenkreis Aurich tätig ist, kaum wahrzunehmen. Sie könne einem Gespräch in einem nicht zu großen Raum dann folgen, wenn wenig Umgebungsgeräusche vorhanden seien, ihr Gegenüber sich ihr zuwende und keine Maske trage, sagte sie.

Großes Anliegen

Seelsorge vor dem Hintergrund ihrer eigenen Geschichte ist der Beauftragten ein großes Anliegen. „Viele Schwerhörige schämen sich für ihre Einschränkung und wollen nicht auffallen – das passiert mir auch immer mal wieder“, sagte Gärtner. Sie ertappe sich meist selbst und ärgere sich über ihr Verhalten. Oftmals resultierten aus der Verheimlichung von Schwerhörigkeit Rückzugstendenzen. Dies sei der Beginn einer Spirale, die in Isolation und Einsamkeit führe. Auch das nagende Gefühl, von allen benachteiligt zu werden, gehöre häufig dazu.

Kontakte zum Hörzentrum

„Es braucht Selbstbewusstsein, um zu sagen: Ich bin schwerhörig“, betonte Gärtner. Sie wolle Menschen dieses Selbstbewusstsein vermitteln. Wer sich traue, Sätze auszusprechen wie „Ich verstehe Sie nicht“ oder „Ich bin schwerhörig“, sei auf gutem Weg. Neben Ermutigung und Zuspruch will Gärtner auch praktische Möglichkeiten suchen, die Situation von Schwerhörigen in Kirche und Alltag zu verbessern. Dazu habe sie bereits Kontakte zum Hörzentrum an der Medizinischen Hochschule Hannover geknüpft. (epd)