Schwer zu verstehen

Vom Geist Gottes schreibt Tilman Reinecke. Er lebt als Pastor i.R. auf Rügen.

Ihr habt keinen sklavischen Geist empfangen, der immer wieder Angst macht, sondern einen Geist von vertrauensvollen Kindern; in diesem Geist rufen wir zu Gott: Lieber Vater! aus Römer 8,15
Ein richtiger Sommer war das dieses Jahr wohl kaum. Und schon wartet der Herbst auf seinen Auftritt. Bald werden wieder die starken Winde wehen. Wenn wir dann ins Freie treten, spüren wir eine große Kraft, die uns in eine bestimmte Richtung schiebt. Folgen wir dieser Windrichtung, haben wir leichtes Gehen. Müssen wir aber gegen den Wind gehen, dann ist es schwer, vorwärts zu kommen.
Der Wind selbst bleibt unsichtbar. Nur seine Kraft merken wir an uns selbst und daran, dass die Bäume sich bewegen.
In der griechischen Ursprache des Neuen Testaments gibt es ein Wort, das sowohl „Wind“ als auch „Geist“ bedeuten kann. Im Bibelwort zum heutigen Sonntag gebraucht Paulus genau dieses Wort. Denn für ihn ist auch ein Geist eine unsichtbare Kraft, die das Leben von Menschen bewegt.
Wind und Geist gehören zusammen – Paulus möchte sagen, welche Richtung der Geist Gottes und Jesu hat. So vergleicht er das Leben von Sklaven und von Kindern damals. Sklaven, unfrei und gefangen, mussten oft schwer arbeiten, waren Eigentum ihrer Herren und hatten Angst vor ihnen – nicht zu Unrecht! Der Besitzer konnte mit ihnen machen, was er wollte, sie schlimmstenfalls töten, ohne bestraft zu werden.
Kinder mussten auch gehorsam sein, aber sie durften darauf vertrauen, dass ihre Eltern gut zu ihnen waren, und wenn alles gut ging, später ein freies Leben erwarten. So können auch wir vertrauen, dass wir in Gottes Händen gut aufgehoben und geborgen sind, was immer uns auch geschieht, ohne Angst. Von diesem Geist dürfen wir uns leiten lassen.
Freilich wissen wir: Der Wille Gottes ist für uns oft nicht leicht zu verstehen und Sklaverei und Sklavengeist gibt es noch heute. Viele Menschen – übrigens auch Kinder – werden auch heute gebeugt, bedroht und geängstigt. Manche können sich auch schwer lösen von Angstgeistern, die ihre Seele fesseln. Gottes Geist aber will alle Menschen in eine ermutigende, aufrechte Freiheit führen, in der Liebe des ewigen Vaters. 
Unser Autor
Tilman Reinecke
lebt als Pastor i. R. in Poseritz auf Rügen.
Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Mittwoch.