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Schweizer Sammler schenkt Nürnberger Museum 145.000 Zinnfiguren

Darunter sind längst nicht nur Soldaten und Heeresformationen. Vielmehr werden etwa auch historische Ereignisse spektakulär in Szene gesetzt.

Das Germanische Nationalmuseum (GNM) hat eine hochwertige Sammlung von Zinnfiguren geschenkt bekommen. Der Schweizer Alfred R. Sulzer (75) überließ dem Haus mehr als 145.000 Stück. In der Ausstellung “Mikrowelten” werden nun die Highlights der Kollektion bis 26. Januar 2025 präsentiert. Dazu zählen außergewöhnliche Unikate wie eine Szene mit dem Kristallpalast von der ersten Weltausstellung 1851 in London. Das Nationalmuseum spricht von einem Höhepunkt in der Geschichte der hauseigenen Spielzeug-Sammlung.

Zu sehen sind bei weitem nicht nur Soldaten und Heeresformationen. Adelige lassen sich in Prunkkutschen fahren, Kunstreiter und Zirkusakrobaten treten auf, historische Ereignisse werden spektakulär in Szene gesetzt. Zum Beispiel der Angriff eines Eisbären auf die Polarexpedition von Fridtjof Nansen in den 1890er Jahren. Auch Figuren der Weltliteratur, aus Kinderbüchern und Märchen gibt es als Zinnspielzeug: Robinson Crusoe, den Gestiefelten Kater oder Struwwelpeter.

Sulzers Sammlung reicht zeitlich von Figuren aus der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg. Die Schau präsentiert sie einzeln und in Gruppen, als zusammenhängende Szenen oder noch in Schachteln liegend als Set. Nürnberg und Fürth waren die wichtigsten Produktionsorte. Nach Angaben des GNM wurden aus der Region um das Jahr 1900 rund 40 Millionen Exemplare in alle Welt verkauft.

Wer genau mit den Zinnfiguren spielte, ist selten bekannt. Im 19. Jahrhundert gab es nur wenig Spielzeug in Kinderzimmern. Als Lernmedium richteten sich die Figuren zunächst an Mädchen und Jungen. Sie vermittelten spielerisch Kenntnisse über historische Ereignisse, bedeutende Persönlichkeiten und Informationen über fremde Gegenden – und damit auch ein bestimmtes Weltbild. So offenbaren manche Sets aus der Kolonialzeit aus heutiger Sicht eine rassistische Haltung.

Sulzer entstammt einer Schweizer Industriellenfamilie. Die ersten Zinnfiguren entdeckte er bei seinen Großeltern. Bald war seine Sammelleidenschaft geweckt. Nachdem sich Pläne für ein eigenes Museum in der Schweiz zerschlagen hatten, stellte ein Sammlerkollege den Kontakt nach Nürnberg her. “Für mich ist das eine Befreiung”, sagte Sulzer der “Neuen Zürcher Zeitung” unlängst.