Schulausschuss befasst sich mit Frauenhass im Netz

Der Schulausschuss im nordrhein-westfälischen Landtag befasst sich in seiner Sitzung am Donnerstag mit Frauen- und Mädchenhass im Internet. Auf Antrag der SPD-Fraktion soll der Blick für Trends in sozialen Medien geschärft werden, die ein Frauenbild verbreiten, das von „Dominanz, Herabwürdigung und sogar von Gewalt gegenüber Frauen geprägt ist“, wie die stellvertretende Vorsitzende der Oppositionsfraktion, Lisa-Kristin Kapteinat, erklärte. Im Umgang mit den Auswüchsen einer solchen diskriminierenden und toxischen „Alpha-Male-Bewegung“ müsse der Landesaktionsplan gegen Gewalt an Frauen weiterentwickelt und den Schulen Möglichkeiten eingeräumt werden, das Thema im Unterricht zu behandeln, fordert die Fraktion. Zudem spricht sie sich für Melde- und Beratungsstellen aus.

In ihrem Antrag verweist die SPD auf den Weltmädchenbericht des internationalen Hilfswerks Plan International. Bereits im Jahr 2020 habe der Bericht zu digitaler Gewalt festgestellt, dass 70 Prozent der jungen Frauen bereits Opfer von Frauenhass und Gewaltfantasien geworden seien. Es bestehe die Gefahr, dass junge Männer weiter radikalisiert würden und es für eine wachsende Zahl junge Frauen und Mädchen lebensgefährlich werden könne, erklärte die frauenpolitische Sprecherin Anja Butschkau.

Internet und soziale Medien böten eine „fruchtbaren Nährboden“ für Sexismus und Frauenhass, heißt es im Antrag. Selbsternannte „Alpha-Males“ wie etwa der US-amerikanisch-britische „Influencer“ und Ex-Profi-Sportler Andrew Tate seien prominent im Netz. Obwohl Tate Verbindungen zur radikalen Rechten pflege und sich aktuell in Haft befinde, sei seine Reichweite ungebrochen.

Tate sei ein Beispiel für eine maskulinistische Szene im Internet, die sich aus verschiedenen Subkulturen gebildet habe, hieß es. Deese kultiviere in digitalen Foren, über Messenger-Dienste und auf Plattformen wie Youtube, Instagram und TikTok ein misogynes Weltbild. Teilweise bestehe eine Nähe zu rechtsextremen, antisemitischen und verschwörungserzählerischen Milieus mit latenter Gewaltbereitschaft, die an eine Überlegenheit von Männern gegenüber Frauen glaubten und eine Neustrukturierung der Gesellschaft anstrebten.

Die SPD-Fraktion spricht sich in ihrem Antrag dafür aus, dass die durch das NRW-Familienministerium geplanten vier Meldestellen gegen Diskriminierung um eine weitere Stelle mit dem Schwerpunkt „Sexismus/Frauenhass im Netz“ erweitert wird. Zudem solle eine zentrale Beratungsstelle für Opfer von digitaler Gewalt eingerichtet werden. Um Schülerinnen und Schüler stärker zu sensibilisieren, sollten Lehrpläne mehr Zeit für die Behandlung aktueller Themen erhalten, etwa für Frauenhass im Netz. Der Antrag beinhaltet zudem die Forderung nach einer Studie zu den Folgen digitaler Gewalt auf die Opfer.