Schüler gestalten Mahnmal
Die Stele aus Flossenbürger Granit ist etwa mannshoch. Aktuell wird sie im Betrieb von Naturstein Birkenseer nach den Plänen bearbeitet, die 13 Schüler der Realschule Obertraubling (Kreis Regensburg) entwickelt haben. So wird beispielsweise eine Kopfform angedeutet. „Der Betrachter soll das Gefühl haben, jemandem gegenüberzustehen“, sagt Lehrerin Katja Barinsky, die ihre Schüler zu dem Projekt motiviert hat. Die Stele soll im Herbst nahe der Schule als Mahnmal errichtet werden und an jene Menschen erinnern, die kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Außenlager Obertraubling des KZ Flossenbürg starben oder noch auf die sogenannten Todesmärsche Richtung Dachau geschickt wurden.
Von der Idee bis zur Umsetzung haben die Schüler das Mahnmal allein entwickelt, vieles ausprobiert und zudem Geld gesammelt, um das Projekt zu realisieren. Insgesamt belaufen sich die Kosten für das Mahnmal auf 17.000 Euro. Da die Schule den Betrag nicht allein stemmen kann, machten sich die Schüler und ihre Lehrerin auf die Suche nach Sponsoren.
Die Schüler hatten vorab die Wahl, ob sie einzelne Werke im Kunstunterricht fertigen wollten oder ob sie sich mit einem großen Projekt beschäftigen wollen. „Es ist spannend, sich so lang mit einer Sache zu beschäftigen“, erläutert die 14-jährige Franziska und ihr Mitschüler Georg ergänzt: „Mich hat gereizt, dass es ein Projekt ist, das einen tieferen Sinn hat.“ Der Bezug zur Geschichte komme bei den Schülern gut an und es helfe, sich bewusst zu machen, was in Kriegszeiten in ihrer unmittelbaren Nähe geschehen sei.
Im Brustbereich der Stele sind „Seelenfenster“ vorgesehen, die die Schüler in den vergangenen Wochen gefertigt haben. In einer Gemeinschaftsarbeit haben sie einen Glaskubus gestaltet, der aus einzelnen Plexiglasscheiben besteht, die aneinandergefügt wurden. Franziska und ihre 15-jährige Mitschülerin Johanna haben dafür Engel auf ihr Glas gezeichnet. „Engel sind Seelenwesen“, erklärt Franziska. „Das passte gut.“ Ihr Mitschüler Georg hat einen Schmetterling mit herzförmigen Flügeln auf das Glas gezeichnet. „Es symbolisiert die Liebe zur Freiheit“, sagt er. Zudem gibt es ein Feuer und angedeutete Menschen in dem Glas zu entdecken.
Herausfordernd war für die Schüler, dass sich ihre gezeichneten Elemente auf den Glasplatten aufeinandergelegt harmonisch in ein Gesamtbild einfügen sollten. „Man musste sich gegenseitig abstimmen und sich anpassen“, sagt Franziska. Die Glasplatten haben die Schüler bei einem Ausflug in eine Glasfachschule in Zwiesel gefertigt. Vorher wurden über mehrere Stunden Entwürfe gefertigt. „Sie mussten dabei achtsam mit dem Material umgehen“, sagt Lehrerin Barinsky. Das Projekt diene nicht nur der Auseinandersetzung mit der Geschichte und der Kreativität, „sondern es ist auch eine Achtsamkeitsübung.“
Unterstützung fanden die Realschüler bei Steinmetz Wolfgang Birkenseer, für den es schon das zweite Schülerprojekt ist, das er begleitet. Im vergangenen Jahr gestaltete er mit Schulklassen ein Mahnmal in Lappersdorf (Kreis Regensburg), das an Tote bei einem Bombeneinschlag im Zweiten Weltkrieg erinnert. Gemeinsam mit den Realschülern aus Obertraubling besuchte er das entstandene Werk in Lappersdorf. Für ihn erfüllen die Projekte noch einen weiteren Zweck. „Ich will die Schüler für den Beruf des Steinmetzes interessieren“, sagt er. „Der Branche fehlen Nachwuchskräfte.“ (00/2790/18.09.2024)