Schriftsteller Wladimir Kaminer: „Das ist nicht mein Krieg“

Der Schriftsteller Wladimir Kaminer (56) wirft dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vor, die Verantwortung für den Krieg gegen die Ukraine dem gesamten Land übertragen zu wollen. „Das ist der Krieg von Putin und seinen Freunden. Aber jetzt wird versucht, diesen Krieg an uns alle zu verteilen. An die Russen. An die Europäer. Auch an die Juden“, sagte Kaminer im Interview der „Jüdischen Allgemeinen“ (Donnerstag). „Aber das ist nicht mein Krieg. Und ich glaube, für die absolute Mehrheit der Russen auch nicht.“

Das Außenbild Russlands sei wegen des Krieges stark beschädigt worden, betonte Kaminer. Der in Moskau geborene und seit 1990 in Deutschland lebende Schriftsteller war vor allem mit seinem Buch „Russendisko“ bekannt geworden. „Dieser lustige Russe, dieser trinkfeste, Balalaika-Lieder singende Kosake, der vor allem bei den Ostdeutschen einen guten Stand hatte, ist weg vom Fenster, seitdem sie erfahren haben, dass er in seiner Freizeit Frauen und Kinder tötet. Und zwar auf absehbare Zeit.“