Schriftsteller Lüscher sieht bei linkem Judenhass Kontinuität

Beim Antisemitismus im linken Spektrum sieht der Schriftsteller Jonas Lüscher eine Kontinuität. Es habe nie eine „einheitliche Linke“ gegeben, sagte Lüscher der „Süddeutschen Zeitung“ (Montag). „Ja, auch heute ist die Bandbreite linken Denkens und linker Ideologien, gerade in der Nahostfrage, sehr breit. Von der antiimperialistischen Linken, die teils offen antisemitisch ist, bis hin zu einer Denkrichtung, die sich selbst als Antideutsche bezeichnet, die eine unverbrüchliche Treue zu Israel, ein dezidierter Philosemitismus auszeichnet.“

Der in der Schweiz geborene Lüscher nannte zudem „die maßgeblichen linken Parteien in Deutschland“, die sich das Bekenntnis zum Existenzrecht Israels als deutsche Staatsräson zu eigen gemacht hätten. Auch sei in einem gemeinsamen Bundestagsbeschluss die Israel-Boykott-Bewegung BDS als antisemitisch verurteilt worden. „Gerade der deutsche Diskurs ist unendlich verworren, aber wie sollte das, nach dem monströsen Verbrechen des Holocaust, auch anders sein.“

Antisemitische Parolen und Aktionen nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober seien empörend, betonte der Autor. „Und die Schlichtheit und die schiere Dummheit einiger Parolen beängstigt mich. Aber wie gesagt, ganz überraschend kommt es leider nicht. Der Antisemitismus als dezidierter Judenhass existiert leider in allen politischen Strömungen.“

Daten zeigten, dass Antisemitismus „maßgeblich ein rechtes Problem“ sei. „Selbstverständlich ist es richtig und wichtig, den Antisemitismus aus allen Milieus zu beleuchten, aber die Art und Weise, wie die gegenwärtige Lage zur Stimmungsmache gegen Muslime und zur Durchsetzung noch härterer Asylregeln von rechts benutzt wird, widert mich an“, sagte Lüscher.